Der "In Gold we Trust"-Report gilt als "Goldstandard" der Gold-Studien. In der neuen Ausgabe analysieren die Autoren den Zustand des Geldsystems sowie die Aussichten für das Edelmetall. Außerdem gehen sie erstmals auch auf Bitcoin & Co. ein.
Die zwölfte Ausgabe des jährlich erscheinenden Goldreports "In Gold we trust" (Download unten) beschäftigt sich mit drei fundamentalen Trendwenden, die das Geldwesen betreffen. Die Autoren des Reports, Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek, subsumieren diese als „Monetäre Gezeitenwende“:
- Ausgehend von der US-Zentralbank wurde die geldpolitische Gezeitenwende eingeläutet: Der weltweit einsetzende Zinserhöhungszyklus und insbesondere die Schubumkehr der Zentralbanken von QE zu QT beenden das Jahrzehnt der Liquiditätsschwemme. Das Verebben der Liquiditätsflut bedeutet den ersten echten Crash-Test für die Finanzmärkte seit 10 Jahren.
- Die währungspolitische Gezeitenwende von der US-zentrischen Währungsordnung zu einer multipolaren Ordnung erhöht die Relevanz von Gold. Gold beginnt wieder eine zentralere Rolle in den währungspolitischen Überlegungen der Zentralbanken zu spielen, allen voran infolge der geopolitischen Polarisierung, der zunehmenden Überschuldung und der weiter fortschreitenden „De-Dollarization“.
- Eine technologische Gezeitenwende vollzieht sich durch die Verbreitung der Blockchain-Technologie und der Kryptowährungen. Diese neuen Technologien eröffnen eine Vielzahl an Innovationen im Bereich virtueller Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmöglichkeiten. Auch goldgeckte Angebote wurden bereits erfolgreich lanciert.
-
Ebenfalls thematisiert wird die Inflationstendenz. In der großen Auseinandersetzung zwischen den inflationären und deflationären Kräften sehen wir, dass die inflationären Kräfte im vergangenen Jahr an Stärke gewannen. Auch unser Incrementum-Inflationssignal zeigt seit September 2017 wieder steigende Inflationstendenzen an.
-
Minenaktien nach kreativer Zerstörung wieder attraktiv. Angesichts der gegenwärtig extrem hohen Gold-Silber-Ratio müssten sich besonders bei Silberminern herausragende Investmentopportunitäten ergeben.
-
Die technische Analyse zeigt ein überwiegend positives Setup. Das Gold-Sentiment befindet sich im pessimistischen Bereich, während am Terminmarkt (CoT-Report) eine gesunde Bereinigung stattfand. Im Juni beginnt für den Goldpreis die saisonal stärkste Phase.
Auf mehr als 200 Seiten analysieren die Autoren verschiedenste Einflussfaktoren des Goldpreises. Der diesjährige Report enthält zudem zwei Exklusivinterviews. Einerseits mit dem US-amerikanischen Analysten Luke Gromen (FFTT) über die Zukunft des US-Dollars. Zudem konnte Dr. Richard Zundritsch, der Neffe des bekannten Nobelpreisträgers Friedrich A. von Hayek, für ein Interview gewonnen werden. In diesem kommentiert er den Vorschlag Hayeks, einen Wettbewerb unter (privaten) Währungen zuzulassen. Durch das Aufkommen von goldgedeckten Kryptowährungen gewinnt diese Idee erneut an Aktualität.
Im Gesamtjahr 2017 rallierte der Goldpreis insbesondere in US-Dollar gemessen (+13,7%). Er stieg aber auch in praktisch jeder anderen Währung (AUD, CAD, JPY etc.). Nur auf Euro-Basis wurde im Vorjahr ein zartes Minus von -1% verbucht. Seit Jahresbeginn 2018 liegt die Performance in USD gemessen im leicht negativen Terrain (-1,2%), für den Euro-Investor bleibt ein kleines Plus von 0,6%. Bemerkenswert erscheint die relativ geringe Volatilität des Goldpreises. Sie fiel auf den tiefsten Stand seit mehr als 10 Jahren.
Folgende drei Gezeitenwenden werden schwerpunktmäßig im diesjährigen In Gold we Trust-Report behandelt:
1) Geldpolitische Gezeitenwende
Die Wende von Quantitative Easing (QE) zu Quantitative Tightening (QT) hat in der öffentlichen Debatte erstaunlich wenig Aufmerksamkeit erregt. Zentralbanken um den Globus haben durch die Schaffung einer gigantischen Liquiditätsschwämme in den vergangen 10 Jahren die Preise von Vermögenswerten massiv in die Höhe getrieben.
In diesem Zeitraum wurde der Gegenwert von unvorstellbaren 14.357 Mrd. USD von den größten fünf Zentralbanken geschöpft und in Wertpapiere veranlagt. Doch heuer werden die Zentralbanken von Nettokäufern zu Nettoverkäufern avancieren. Die Folgen dieser geldpolitischen Gezeitenwende, die in den USA bereits eingeläutet wurde und im Euroraum sehr bald folgen dürfte, könnten dramatisch sein. Das monetäre Aufputschmittel, mit dem in der post-Lehman Ära jeder Rückfall in die Krise zu verhindern versucht wurde, hat zahlreiche Nebenwirkungen.
Einerseits bewirkte die Medizin ein da capo der globalen Verschuldungsorgie. Südeuropäischen Staaten hätte durch Mario Draghis "Whatever it takes"-Politik Zeit für strukturelle Reformen und eine Schuldenreduktion gekauft werden sollen – soweit die Theorie. In der Praxis waren die niedrigen Zinsen jedoch der ideale Anreiz für ein weiteres Auftürmen von Schuldenbergen.
Andererseits haben Investoren das vermeintlich risikoarme Kapitalmarktumfeld kennen und lieben gelernt. Nun zeigen sich langsam die ersten dunklen Wolken am Zinshorizont. Nicht nur die FED, sondern auch die EZB vollzieht langsam aber sicher und mit großem zeitlichen Rückstand den geldpolitischen U-Turn. Die globale Liquiditätsflut nähert sich ihrem Ende.
Von Quantitative Easing zu Quantitative Tightening
Quelle: Bloomberg, Incrementum AG
2) Währungspolitische Gezeitenwende
Die De-Dollarization, d.h. die schleichende Abwendung vom US-Dollar als alles dominierende Weltleitwährung und damit die Umformung der unipolaren in eine multipolare Welt- und Geldordnung, setzt sich fort.
Der Prozess ist begleitet von einer geopolitischen Polarisierung und einer Rhetorik, die stärker das Trennende als das Einende betont. Mit der Wahl von Donald Trump hat diese Entwicklung einen neuen Höhepunkt erreicht. Speziell europäische Politiker versuchen die Gunst der geopolitischen Stunde zu nutzen, um sich aus den Klammern der USA – zumindest ein wenig – zu lösen.
Für die USA könnte der schleichende Verlust des hegemonialen Status der Weltleitwährung weitreichende Konsequenzen haben. Eine sinkende Nachfrage nach US-Dollar und Treasuries könnte sowohl die heimische Preisinflation befeuern als auch die Zinsen weiter nach oben treiben.
Der steigende Bedarf nach Substitutionsmöglichkeiten des immer unbeliebteren US-Dollars führt – auch mangels echter Alternativen – zu einem Revival von Gold als Währungsreserve. Insbesondere die Zentralbanken Russlands, Chinas, Indiens und der Türkei treten seit geraumer Zeit regelmäßig als Käufer auf.
Goldreserven der Zentralbanken
Quelle: World Gold Council, Incrementum AG
3) Technologische Gezeitenwende
In rasantem Tempo vollzieht sich ein epochaler technologischer Wandel. Immer mehr Finanztransaktionen werden mit dem Smartphone oder über das Internet getätigt. Mit der Erfindung von Kryptowährungen erfährt die Digitalisierung des Geldes eine weitere Beschleunigung.
Bitcoin, Ethereum , IOTA
Mit Blick auf die Kryptowährungen zeigen sich die Autoren von dreierlei überzeugt:
1) nicht alles was „Krypto“ ist, glänzt;
2) Trotzdem sind die Kryptowährungen gekommen, um zu bleiben. Das Wirtschaftsleben und womöglich auch die währungspolitische Realität werden sie maßgeblich, wenn nicht gar grundlegend, verändern;
3) Gold und die Kryptowährungen stehen sich nicht feindlich gegenüber, sondern können ihre jeweiligen Stärken im kooperativen Miteinander noch stärker ausspielen. So sind erste goldgedeckte Kryptowährungen bereits erfolgreich lanciert worden.
Marktkapitalisierung: Kryptowährungen vs. Gold vs. M2
Quelle: Bloomberg, coinmarketcap.com, Incrementum AG
Jede dieser drei Gezeitenwenden hat das Potenzial, die Welt und den Goldpreis nachhaltig zu beeinflussen.
Weitere Kernaussagen des diesjährigen In Gold we Trust-Reports sind:
-
Ein hervorragendes Chance-Risiko-Verhältnis stellen wir für den Minensektor fest. Mittelfristig rechnen wir mit einem fallenden Gold-Silber-Ratio. In diesem Szenario sollten sich besonders bei Silberminern herausragende Investmentopportunitäten ergeben. In unserem Investmentprozess konzentrieren wir uns weiterhin auf Developer und Emerging Producer.
-
In der großen Auseinandersetzung zwischen den inflationären und deflationären Kräften sehen wir, dass die inflationären Kräfte im vergangenen Jahr an Stärke gewannen. Auch unser Incrementum-Inflationssignal weist seit September 2017 wieder steigende Inflationstendenzen aus.
-
Die technische Analyse zeigt ein überwiegend positives Setup. Das Gold-Sentiment befindet sich im pessimistischen Bereich, während am Terminmarkt (CoT-Report) eine gesunde Bereinigung stattfand. Im Juni beginnt für den Goldpreis die saisonal stärkste Phase, in Mid-Term-Election-Jahren ist dieses saisonale Muster besonders stark ausgeprägt.
Die Autoren erwarten in den kommenden Jahren deutliche Umbrüche mit spürbaren Auswirkungen auf den Goldpreis. "Angesichts der drei Gezeitenwenden sind wir für Gold zuversichtlich. Sobald sich erste Konsequenzen des geldpolitischen U-Turns zeigen und Rezessionswolken aufziehen, wird Gold als klassischer sicherer Hafen wieder gefragt sein", fasst Ronald Stöferle die Erkenntnisse des diesjährigen "In Gold We Trust"-Report zusammen.
Der ganze Report Download, PDF - deutsch (211 Seiten)