Ifo-Chef Sinn: „Jetzt ist der bestmögliche Zeitpunkt, die Grenzen zu öffnen“. Er geht davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren „Millionen von Migranten“ nach Deutschland kommen, um zu arbeiten. Angeblich keine Auswirkungen auf Löhne.
Nach Ansicht von Hans-Werner Sinn, dem Präsidenten des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, ist Deutschland auf die Öffnung der Grenzen für Arbeitskräfte aus acht osteuropäischen EU-Ländern gut vorbereitet. „Wir haben einen Wirtschaftsboom wie seit 20 Jahren nicht mehr“, sagte Sinn in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin FOCUS.
„Besser hätte die Konstellation bei der Grenzöffnung gar nicht sein können.“ Er gehe davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren „Millionen von Migranten“ nach Deutschland kämen, um zu arbeiten. „Ich rechne mit sehr viel mehr Migranten als nur den etwa 140.000 pro Jahr, von denen die Bundesagentur für Arbeit ausgeht“, sagte Sinn. Er erwartet auch, dass neben Facharbeitern in gewissem Umfang auch die gesuchten Hochqualifizierten wie zum Beispiel Ingenieure nach Deutschland kommen werden.
Die Befürchtung, dass mit den zusätzlichen Arbeitskräften aus dem Osten die Löhne in Deutschland unter Druck geraten, hält der Ifo-Chef für nicht sehr wahrscheinlich. „Im Normalfall bedeutet Migration sinkende Löhne in dem Land, in das die Menschen einwandern“, sagte Sinn. „Das Gute jetzt ist, dass wir diesen Normalfall nicht fürchten müssen, weil wir einen so starken Wirtschaftsaufschwung erleben.“
Eine stärkere Migration nach Deutschland hält der Ökonom angesichts des demografischen Wandels für unverzichtbar: „Ohne Zuwanderung werden wir nicht zurecht kommen“, sagte der Ifo-Chef. „Jetzt ist in der Tat seit langem der bestmögliche Zeitpunkt, die Grenzen zu öffnen.“