Ökonomen attackieren IWF-Chefin. Forderung nach Konjunkturhilfen zurückgewiesen. „Der IWF macht es der Politik mit solchen Vorschlägen nicht gerade einfach, die Bürger von der Notwendigkeit eines Schuldenabbaus zu überzeugen“.
BERLIN. Ökonomen haben den Vorschlag der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, die deutsche Wirtschaft mittels neuer Konjunkturhilfen anzukurbeln, scharf zurückgewiesen. „Ich halte den Vorschlag für kontraproduktiv“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, der Berliner Zeitung. „Eine solche Maßnahme würde das Vertrauen der Kapitalmärkte zunichte machen mit der Folge steigender Zinsen für deutsche Staatsanleihen. „Es wäre fahrlässig, dieses Vertrauen aufs Spiel zu setzen“, warnte Treier. Im Übrigen seien Konjunkturhilfen ökonomisch auch gar nicht notwendig: „Wir befinden uns nicht in der Rezession. Die Firmen investieren viel und der Konsum dürfte schon bald Fahrt aufnehmen.“
Ähnlich argumentiert der Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner: „Die deutsche Wirtschaft braucht keine Konjunkturhilfen.“ Die Auftragseingänge seien nicht schlecht. Ohnehin würden Konjunkturhilfen erfahrungsgemäß erst dann zum Tragen kommen, wenn sie schon nicht mehr benötigt würden.
Scharfe Kritik an den Vorschlägen der IWF-Chefin äußerte auch Deutsche-Bank-Ökonom Stefan Schneider: In Deutschland beginne sich endlich die Einsicht durchzusetzen, dass die Haushalte konsolidiert werden müssten. „Wenn die Politik jetzt das Gegenteil macht, wäre das völlig falsch.“ Zudem verbiete schon die Schuldenbremse neue Konjunkturpakete. „Der IWF macht es der Politik mit solchen Vorschlägen nicht gerade einfach, die Bürger von der Notwendigkeit eines Schuldenabbaus zu überzeugen“, kritisierte Schneider.