Sachsen-Anhalts ehemaliger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat trotz der jüngsten Wahlerfolge der AfD in Brandenburg und Sachsen davor gewarnt, sie in Westdeutschland als Ost-Problem zu betrachten. "Die Ergebnisse sind eine Probe auf die Standhaftigkeit demokratischer Überzeugungen", sagte Böhmer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Montagsausgaben). "Im Übrigen ist die absolute Zahl der AfD-Wähler im Osten niedriger als im Westen; nur die Prozentsätze sind höher. Und die wichtigsten Funktionäre der AfD kommen aus Westdeutschland. Daraus ein Ost-West-Problem zu machen, halte ich für nicht überzeugend."
Böhmer fügte allerdings hinzu, "die Demokratiefestigkeit im Osten" sei "nicht so groß wie im Westen. Denn wir haben die Demokratie ja nicht erringen müssen; sie ist uns nach Öffnung der Mauer nahezu geschenkt worden. Das hat Langzeitwirkungen und muss sich auswachsen." Der langjährige CDU-Politiker empfahl CDU, Grünen und Sozialdemokraten in Sachsen, jetzt aufeinander zuzugehen und dabei auf Sachsen-Anhalt zu schauen. "Ich bin froh, dass ich keine Dreier-Koalition leiten musste", sagte er. "Aber ich kann feststellen, dass sie in Sachsen-Anhalt gerade ganz gut läuft und es Herrn Haseloff bei uns gelungen ist, mit den Schwierigkeiten zurecht zu kommen. Ich hoffe sehr, dass das Herrn Kretschmer in Sachsen genauso gelingen wird. Man muss auf dem Grundkonsens der demokratischen Parteien aufbauen. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht gegenseitig überfordert. Wir machen das in Sachsen-Anhalt vor."
Foto: Alternative für Deutschland (AfD), über dts Nachrichtenagentur