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Unfallchirurgen rechnen im Kriegsfall mit 1.000 Verletzten pro Tag


Medizinisches Personal in einem Krankenhaus (Archiv), über dts NachrichtenagenturDer Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, Dietmar Pennig, warnt, dass das Gesundheitssystem auf einen möglichen Kriegsfall nicht vorbereitet sei. Der "Welt am Sonntag" sagte er: "Wir rechnen mit 1.000 Verletzten pro Tag, ein Viertel davon schwer." Auch die Art der Verwundungen sei ganz anders.

"Darauf sind die Kliniken nicht vorbereitet". Der Kölner Unfallchirurg sagte, es fehle an Ärzten und an der notwendigen Ausbildung. "Es braucht etwa 3.000 Ärzte in Deutschland, die Kriegsverletzungen behandeln können. Davon sind wir weit entfernt", erklärte er. Zudem seien Ärzte und Pflegepersonal nicht auf die drohenden Verwundungen vorbereitet. "Wer im Klinikalltag einen Oberschenkelbruch operiert, für den sind abgerissene Gliedmaßen und offene Körperhöhlen eine Ausnahmesituation." Pennig übt auch massive Kritik an der Politik. Zwar gebe es eine Zusatzweiterbildung für Orthopäden und Unfallchirurgen, in der Ärzte lernen, Verwundungen etwa durch Hochgeschwindigkeitsgeschosse oder Explosionstraumata zu behandeln. "Allerdings werden die Kurse nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert. Entweder zahlen es die Krankenhäuser oder die Ärzte selbst. Das ist ein unerträglicher Zustand." Die Politik sehe sich nicht in der Verantwortung, weil die Weiterbildungen nicht zur regulären Krankenversorgung zählten. "Doch die Vorbereitungen für den Ernstfall müssen jetzt getroffen werden. Wenn das Land verteidigt werden muss, können wir nicht anfangen, Leute zu trainieren", so Pennig. "Wir brauchen Zeit, um in den Kliniken Krisenübungen durchzuführen", sagte er. Das bedeute, dass zwölf bis 15 Krankenhäuser einer Region für einen Tag vom Netz genommen werden. "Nur geübte Strukturen funktionieren im Notfall, die Versorgung von Kriegsverletzten kann nicht am Konferenztisch geprobt werden", warnt er. Für ein mittleres Krankenhaus koste das etwa 100.000 Euro. Zusätzlich müsse ein Vorrat zusätzlicher Notfallinstrumente und -materialien angeschafft und eingelagert werden. "Im Kriegsfall werden auch die Lieferketten massiv angegriffen", warnt Pennig. Dennoch müsse die Versorgung sichergestellt bleiben. Etwa vier Wochen sollten Krankenhäuser unabhängig weiterarbeiten können. Das aber koste. "All diese Maßnahmen ergeben nach unseren Kalkulationen eine Summe von knapp 420 Millionen Euro", sagte er.

Foto: Medizinisches Personal in einem Krankenhaus (Archiv), über dts Nachrichtenagentur

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