
Man könne nicht ausblenden, dass Menschen sich das Leben nähmen, weil sie darin keinen Sinn mehr sähen.
"Wir müssen über das Geborenwerden reden und über das Sterben reden. Und wir dürfen auch beim Sterben keine Tabus machen", so Ramelow, der zehn Jahre Ministerpräsident von Thüringen war. "Deswegen ist diese Hektik, immer wenn es um Sterbehilfe geht, sofort in Hektik zu verfallen oder Dogmen aufzubauen. Also wenn die Kirche dann sagt, wir fangen jetzt an, Dogmen aufzubauen, ist mir das auch nicht recht."
Er beschäftige sich persönlich sehr ernsthaft mit dem Thema, sagte Ramelow. Die Vorstellung, sich "irgendwie in einem Siechtum mich zu bewegen oder meine Erinnerung zu verlieren", sei für ihn bedrückend. Daher stelle sich die Frage, "ob ich nicht vorher dann lieber die Entscheidung treffen möchte, das nicht zu erleben". Er habe "Freunde verloren, die am Ende keine Erinnerung mehr hatten, wer mit ihnen redet".
Ramelow sprach sich für eine "Kultur des Sterbens" aus. Davon habe sich die Gesellschaft zu sehr entfernt. "Wir haben Sterben als Normalität verloren", sagte er. "Es wird als Anomalie gesehen. Aber Sterben ist am Ende unseres Lebens."
Foto: Bodo Ramelow (Archiv), über dts Nachrichtenagentur