Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die so verrückt sind, dass sie genauso gut aus der Feder eines Drehbuchautors in Hollywood stammen könnten.
Ein perfektes Beispiel ist die Story um den bekannten Poker-Profi Phil Ivey, der in einem Casino in London über 8 Millionen Euro gewann. Was danach nämlich passierte, war einfach unglaublich: das Casino weigerte sich, dem Spieler seine Gewinne auszuzahlen!
Wie das passieren konnte und was die Folgen der Entscheidung des Casinos waren, erzählen wir heute.
Wer ist Phil Ivey?
Phil Ivey ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Pokerspieler aller Zeiten. Bereits vor dem „Pokerboom“ Anfang der 2000er-Jahre hatte er sich einen legendären Status in der Szene aufgebaut. Er spielte nämlich schon vor seinem 18. Geburtstag mit einem gefälschten Ausweis in den Casinos von Atlantic City, und dies überaus erfolgreich.
Später machte er dann den Sprung nach Las Vegas, wo er seine beeindruckende Karriere fortsetzte. Über die Jahre gewann er Millionen von Dollar bei verschiedenen Pokerturnieren, und noch weitaus mehr an den Cash Game-Tischen, wo jeder Chip einen Geldwert repräsentiert.
Auch im Internet war der US-Amerikaner extrem erfolgreich. In verschiedenen Online Casinos nutzte er seine Erfahrung und seine Fähigkeiten beim Pokern, um auch an den digitalen Tischen Gewinne in 8-stelliger Höhe zu sammeln.
Was genau ist passiert?
Im August 2012 spielte Phil Ivey im Crockfords Casino in London Baccarat. Wie immer waren die Einsätze extrem hoch. Der Pokerstar ist bekannt dafür, auch andere Formen von Glücksspielen zu schätzen. Zum Beispiel ist er ein begeisterter Craps-Spieler und bekommt oft private Räume und einen eigenen Casino Bonus in den Casinos von Las Vegas zur Verfügung gestellt, wo er um Hundertausende von Dollar pro Wurf spielt.
Die Baccarat-Session in London verlief für Ivey sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass er sich am Ende einen Gewinn von 7,7 Millionen Pfund erarbeitet hatte. An sich also ein sehr erfolgreicher Ausflug in die englische Hauptstadt, bis auf ein kleines Problem: als Ivey seine Chips auszahlen lassen wollte, weigerte sich das Casino, ihm seine Gewinne auszuhändigen.
Die Begründung? Er habe beim Baccarat durch eine Technik mit der Bezeichnung „Edge Sorting“ betrogen. Selbstverständlich war der Spieler wenig erfreut bezüglich der Entscheidung des Casinos, weshalb er vor Gericht zog und versuchte, seine Gewinne auf rechtlichem Weg zu erhalten.
Während er immer noch auf seine Gewinne aus London wartete, spielte er im Borgata Casino in Atlantic City weiter. Auch dort hatte er einigen Erfolg, denn am Ende stand er mit einem Plus von 9,6 Millionen US-Dollar da. Auch wenn dieses Casino ihm seine Gewinne aushändigte, folgte wenig später der Paukenschlag: das Borgata Casino verklagte Ivey auf die unglaubliche Summe von 15 Millionen Dollar.
Die Begründung für den Aufschlag? Bearbeitungsgebühren, Zinsen und entgangene Gewinne für das Casino, weil der Spieler ohne die Technik mit Sicherheit Geld beim Baccarat verloren hätte! Schließlich gibt es bei diesem Spiel ja einen Hausvorteil, der dafür sorgt, dass ein Casino unter normalen Umständen immer als Sieger vom Platz geht.
Edge Sorting beim Baccarat erklärt
Die Technik des Edge Sortings ist überaus interessant. Sie basiert darauf, dass die Spielkarten, die im Casino bei Spielen wie Baccarat, Poker oder Blackjack verwendet werden, nicht zu 100% perfekt produziert sind. Die Muster der Rückseiten der Karten weisen an den Rändern winzige Unregelmäßigkeiten auf. So kann ein geschickter Spieler zum Beispiel bestimmte Karten an ihren Rückseiten erkennen, was ihm logischerweise einen riesigen Vorteil bei den Spielen verschafft.
Es muss wohl kaum betont werden, dass es extrem schwierig ist, diese Unregelmäßigkeiten zu erkennen und sich die jeweiligen Karten zu merken. Aus diesem Grund arbeitete Phil Ivey auch nicht alleine, sondern hatte eine Partnerin, die Chinesin Cheung Yin Sun, bei seinen Spielen dabei.
Um die Sache noch interessanter zu machen, stellte das Duo sehr spezifische Anforderungen an das Casino. So verlangten sie zum Beispiel mehrere Male einen Austausch des Kartendecks, vermutlich weil das aktuelle keine Unregelmäßigkeiten aufwies. Weiterhin wiesen sie die Dealer an, die Karten in bestimmten Positionen zu präsentieren, damit die Ränder leichter zu erkennen waren. Cheung Yin Sun erklärte diese Bitte mit der Begründung, dass ihr dies mehr Glück bringen würde.
Die Gerichtsurteile
Am Ende ging die Geschichte wie so oft zu Gunsten des Casinos aus. Sowohl die Gerichte in England wie auch die in den USA entschieden, dass Phil Ivey und Cheung Yin Sun ihre Gewinne unrechtmäßig erspielt hätten. Sie hätten in Widerspruch mit den Richtlinien der Casinos gehandelt und seien daher nicht dazu berechtigt, das erspielte Geld zu behalten.
War die Technik von Phil Ivey wirklich Betrug?
Die große Frage ist nun natürlich, ob die Technik, mit der Phil Ivey und Cheung Yin Sun so viel Geld gewinnen konnten, als Betrug eingestuft werden sollte. Einmal ist es ohne Frage so, dass das Duo einige fragwürdige Dinge vom Casino verlangte. Allerdings hätte das Casino die Anforderungen auch einfach verweigern können. Schließlich ist es im Interesse des Casinos, über Techniken wie Edge Sorting Bescheid zu wissen und diese zu verhindern.
Man kann daher durchaus die Ansicht vertreten, dass die beiden Spieler schlicht und einfach ihre Fähigkeiten dazu verwendeten, das Casino in einem Spiel zu schlagen. Die andere Ansicht ist nämlich, dass ein Spieler kein Recht hat, in einem Casinospiel auf Dauer einen Vorteil zu erzeugen. Und dass es das Recht des Casinos ist, jedem seiner Spieler auf lange Sicht das Geld aus den Taschen zu ziehen.
Die Geschichte von Phil Ivey und Cheung Yin Sun wird verfilmt
Der Baccarat-Skandal um Phil Ivey und Cheung Yin Sun sorgte für solch große Schlagzeilen, dass die Geschichte nun in Hollywood verfilmt werden soll. Der Film wird den Namen „The Baccarat Machine“ tragen und sich hauptsächlich mit dem Leben von Cheung Yin Sun befassen. Die genaue Story ist noch nicht bekannt, aber wahrscheinlich wird der Film erklären, wie die Chinesin solche außerordentlichen Fähigkeiten entwickeln konnte, mit der sie in den Casino der Welt Millionen von Dollar erbeuten konnte.
Eines dürfte nämlich als sicher gelten: die beiden Gewinne aus London und Atlantic City waren garantiert nicht die ersten, die das Duo beim Baccarat erbeuten konnte. So unglaublich es auch klingen mag, aber die Chancen stehen gut, dass sie trotz dieser enormen Verluste noch mit einem hohen 8-stelligen Betrag im Plus stehen.