Viele Experten fühlten sich im März dieses Jahres bestätigt, als der Kurs des Bitcoins aufgrund der Corona-Krise um 60 Prozent eingebrochen ist. Sie waren schon immer der Meinung, dass sich die digitale Währung nicht gänzlich unabhängig vom Weltgeschehen entwickeln kann und sahen den Kursabsturz als Bestätigung ihrer These.
Doch während sich Börsenindizes wie DAX oder Dow Jones seitdem nur langsam von dem Schock erholen, erlebt der Bitcoin mittlerweile wieder neue Höhenflüge und auch das Handelsblatt berichtet euphorisch, dass die digitale Währung wieder da ist. Ist das nur ein Zwischenhoch oder geht die Kursrallye der Kryptowährung jetzt erst richtig los?
Der Bitcoin hat erst eine kurze Geschichte.
Vor zehn Jahren kannte noch fast kein Mensch den Begriff Bitcoin. Denn damals war die digitale Währung erst sehr kurz, genau genommen seit 2009, auf dem Markt und außer ein paar Fachzeitschriften beschäftigte sich kaum jemand mit dem Thema. Viele renommierte Banker taten die neue Währung als Spinnerei ab. Die kurze Geschichte macht es auch schwierig, Prognosen über die künftige Entwicklung des Bitcoins abzugeben.
Doch seit 2009 ist viel Zeit vergangen und auch, wenn der Kurs sehr sprunghaft ist, ging es in der Entwicklung grundsätzlich immer steil nach oben. Der Kurs der Währung hat sich in Vierjahressprüngen jeweils mindestens verzehnfacht. Dieser Zeitraum ist bei genauerer Betrachtung sehr interessant, weil auch das sogenannte Halving bisher immer im Abstand von vier Jahren stattfand.
Was bedeutet Halving?
Bitcoins gibt es nicht einfach, sondern sie müssen erst von sogenannten Minern generiert werden. Diese Miner sorgen dafür, dass Blöcke auf der Bitcoin-Blockchain erzeugt werden. Dafür erhalten sie eine entsprechende Belohnung, einen sogenannten Reward.
Das Spannende dabei: Dieser Reward wird immer dann halbiert, wenn 210.000 Blöcke erzeugt wurden. Zu Beginn lag die Belohnung bei 50 Bitcoins, nach dem letzten Halving im Mai 2020 nur noch bei 6,25 Bitcoins. Das wirkt auf den ersten Blick unfair, doch die Entwickler haben damals durchaus einkalkuliert, dass die Währung stetig im Kurs steigen wird und somit die Provisionen im Wert zumindest gleich bleiben.
Die Anzahl der Bitcoins ist auf insgesamt 21 Millionen Bitcoins begrenzt. Ab diesem Zeitpunkt werden keine neuen Bitcoins mehr von den Minern erzeugt. Aktuellen Kalkulationen zufolge wird das aber erst in etwa 100 Jahren der Fall sein.
Verzehnfacht sich der Bitcoin Kurs nun wieder?
Die aktuelle Entwicklung des Bitcoin Kurses hat also mehr mit dem Halving im Mai als mit Corona zu tun. Diese zwei Themen sollten daher auch getrennt voneinander betrachtet werden.
Durch Corona zeigte sich, dass die Kursentwicklung des Bitcoins nicht völlig unabhängig vom aktuellen Weltgeschehen abgekoppelt werden kann. Die digitale Währung ist wie andere Investitionsformen auch hier anfällig, doch sie kann sich von Abstürzen erstaunlich schnell erholen.
Bei den letzten beiden Halvings in den Jahren 2012 und 2016 hat sich der Kurs zwar nicht unmittelbar, aber im Laufe der Monate und Jahre jeweils vervielfacht. Viele Experten waren enttäuscht, als nach dem Halving im Mai 2020 die Kurse nicht gleich sprunghaft nach oben stiegen. Der Kurs entwickelte sich jedoch bereits kurz vor dem Halving steil nach oben. Nun streiten sich die Anleger darüber, ob das aufgrund der Erholung nach dem Corona-Absturz oder wegen der Vorfreude auf das Halving war.
Fakt ist, dass der Bitcoin vor kurzer Zeit endlich wieder die psychologisch so wichtige Marke von 10.000 Dollar überschritten hat. Nachdem diese Hürde genommen ist, meinen viele Spezialisten des Faches, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Bitcoin endlich wieder sein Allzeithoch von 19.891 Dollar vom 23. Februar 2017 erreichen wird.
Ist das der Fall, sehen Experten wie der US-amerikanische Journalist und Bitcoin-Bulle Max Keiser die Währung auf einem guten Weg zum nächsten großen Kurssprung Richtung 100.000 Dollar-Marke. Er beruft sich dabei auf ein Muster, das er zu erkennen glaubt. In seiner Grafik ist zu erkennen, dass die Währung bereits drei Mal nach Kursabstürzen und einem prophezeiten endgültigen Crash jeweils eine rasante Fahrt nach oben aufnahm.