Der Handel mit Kryptowährungen birgt Risiken. Wie die Faktenlage tatsächlich ist, das geht aus einem neuen Handelskontor-Beitrag hervor. Unter der Lupe: Bereiche Volatilität, Blasengefahr, Politik, Scams, Umwelt und Stablecoins.
Volatilität
Klar ist: Kryptowährungen sind in ihrem Wert äußerst unbeständig. Dies gilt sowohl für den Bitcoin, als auch – hier umso mehr – für Altcoins. Seitdem Allzeit-Hoch vom 10. November 2021 hat die wichtigste Cyberdevise, der Bitcoin, 57 Prozent an Wert verloren.
Aufgrund der hohen Schwankungen sind Investments in Digitalwährungen folglich nichts für Anlegerinnen und Anleger, welche in den nächsten Monaten oder gar Jahren auf ihr Geld angewiesen sind.
Bedeutet dies, dass Kryptowährungen lediglich ein Geldgrab für Unwissende sind? Nach bisheriger Datenlage kann eindeutig gesagt werden: nein.
Nach Daten von „intotheblock“ befinden sich 51 Prozent der Bitcoin-Wallets in der Gewinnzone, 3 Prozent bei plus-minus-null, und 46 Prozent sind im Minus. Auch bei Ethereum oder Dogecoin ist die Mehrheit im Plus – und dies, obwohl der Markt gerade historisch abgestürzt ist.
Wer den Bitcoin dieser Tage abschreibt, dessen Kursverlauf faktisch auch für andere Digitaldevisen ausschlaggebend ist, der vergisst allzu oft, dass die Digitaldevise vor etwa 2 Jahren bei rund 6.000 US-Dollar notierte.
Düster sieht es hingegen bei CFDs aus. Und hier wiederum kommt die Volatilität den Anlegerinnen und Anlegern auch teuer zu stehen. Wie wir bereits in einem umfassenden Beitrag berichteten, bringen CFDs im Durchschnitt vor allem eines: Verluste. Nach unserer Daten-Auswertung von 5 CFD-Anbietern verlieren 72,7 Prozent der Privatanlegerinnen und Privatanleger Geld mit dem CFD-Handel.
Risikominimierung fängt im Krypto-Space also damit an, die digitalen Devisen tatsächlich zu kaufen, anstatt via CFD auf die Performance zu spekulieren.
Blasengefahr
Die Tulpenblase aus dem Jahr 1637 ist diejenige, die von Kritikern des digitalen Geldes häufig zurate gezogen wird. Ende des 16. Jahrhunderts kamen die ersten Tulpen aus dem Osmanischen Reich nach Holland. Innerhalb weniger Jahre vervielfachten sich die Preise, die Tulpen wurden zu einem Statussymbol, Spekulanten taten ihr Übriges. An der Spitze verlangten Händler für eine einzelne, besonders begehrte Tulpenzwiebel, so viel, wie für ein Nobel-Stadthaus in Amsterdam. Das jähe Ende folgte bald, die Blase platzte.
Ähnlich wird es Bitcoin ergehen, so die Kritiker. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass der bereits im Jahr 2009 ins Leben gerufene Bitcoin zwar schon einige Turbulenzen hinter sich hat, der Wert jedoch derart explosiv in die Höhe geschossen ist, weswegen nach wie vor nicht von einer geplatzten Blase gesprochen werden kann.
Dennoch: der Bitcoin ist nur etwas wert, wenn der Glaube an ihn existiert. Die Zeichen scheinen hier allerdings nicht schlecht zu stehen. Bei den wichtigsten Digitaldevisen sehen wir eher die Gefahr einer temporären Überhitzung, bei zahlreichen Altcoins ist das Platzen einer Blase bis hin zum Totalverlust hingegen deutlich wahrscheinlicher. So oder so: ein Totalverlust ist nicht per se auszuschließen, auch nicht beim Bitcoin, auch nicht bei Ethereum.
Politik
Ferner gibt es auch politische Risiken. Dies zeigt beispielsweise ein Blick nach China, wo nahezu über Nacht einer ganzen Branche – im wahrsten Sinne des Wortes – der Strom abgedreht wurde. Zwar lässt sich der dezentral konzeptionierte Bitcoin nicht verbieten, doch kann es beispielsweise Börsen verboten werden, den Handel zu ermöglichen. Auch wenn es Mittel und Wege geben mag, dies zu umgehen, können derlei Maßnahmen die Nachfrage und damit die Kurse epochal nach unten befördern.
Aktuell sehen wir allerdings eher den Ruf nach verstärkter Regulierung, denn nach Verboten. Von letzterem sehen sich vor allem jene Digitalwährungen mit schlechtem CO₂-Fußabdruck – der Bitcoin gehört dazu – bedroht.
Politische Risiken bestehen, und können nicht geleugnet werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt würden wir diese nicht überbewerten. Führende Akteure, in diesem Fall unter anderem auch in Europa, sehen Kryptowährungen und Blockchain längst nicht nur als Probleme, sondern vielmehr auch als Chancen.
Hierzu der französische Präsident Macron: „Mein Wunsch ist es, dass Europa im Gegensatz zu dem, was bisher geschehen ist, ein zentraler Akteur wird. Ich möchte insbesondere sicherstellen, dass die europäischen Akteure die technologischen Bausteine des Web3 und des Metaversums beherrschen, um nicht von amerikanischen oder chinesischen Giganten abhängig zu sein„. Ein Baustein hierfür seien auch digitale Währungen.
Finanzminister Christian Lindner betont unterdessen, dass man in der FDP die „Weiterentwicklung von Kryptowährungen“ begrüße. „Bargeld erhalten, Kryptowährungen fördern„, wie es im Wahlprogramm der FDP heißt.
Betrug
Auch der Betrug mit Kryptowährungen ist ein Faktor, der bei einer Gesamtbewertung eine Rolle spielt. Neben der Gefahr, Fake-Börsen auf den Leim zu gehen, sind auch Hacks immer ein Damoklesschwert. Betroffen sein können hierbei nicht nur große etablierte Krypto-Börsen (und damit im Zweifel auch deren Kunden), sondern auch private Endgeräte.
Ganz gleich, für welche Variante der Verwahrung man sich entscheidet: Eine hundertprozentige Sicherheit kann und wird es nicht geben. Alleine schon aufgrund dieses Aspektes sollten Kryptowährungen immer nur einen bestimmten Anteil des Portfolios ausmachen.
Umwelt
Einige Kryptowährungen sind Stromfresser. Aus diesem Grund wird nunmehr auch immer lauter über ein Verbot der stromintensiven Digitalwährungen nachgedacht, konkret könnte dies Proof-of-Work-Konzepten blühen. Die Diskussion scheint jedoch zumindest vorläufig vom Tisch zu sein.
Nichtsdestotrotz gibt es ESG-Bedenken, die nicht von der Hand gewiesen werden können. Problematisch könnte dies für einen Teil der Coins werden, andere wiederum, sogenannte nachhaltige Kryptowährungen, wozu im Angesicht des baldigen Updates womöglich bald schon Ethereum zählt, könnten hiervon profitieren.
Stablecoins
Ein weiterer Risikofaktor sind Stablecoins. Anlegerinnen und Anleger wurden in den letzten Tagen schmerzlich damit konfrontiert. Anstatt dem Markt Sicherheit und Konstanz zu geben, ist wohl das Gegenteil der Fall. Das Branchenportal BTC-ECHO hält es für möglich, dass es „verheerende Folgen“ für den Krypto-Space haben könnte, wenn beispielsweise der Stablecoin Tether (USDT) einbricht, und sich entgegen der Vision vom US-Dollar entkoppelt.
"Anleger tun gut daran, die Risiken des Krypto-Marktes nicht zu unterschätzen", so Handelskontor-Herausgeber Raphael Lulay. "Nach wie vor gilt es, eine Portfolio-Übergewichtung zu vermeiden. Allerdings spricht auch einiges für das Asset. Wer an Bord sein möchte, sollte die Währungen zur Risikominimierung auch tatsächlich erwerben und nicht mit CFDs spekulieren, und nur mit einem geringen relativen Kapitaleinsatz einsteigen".