Sand im Krypto-Getriebe, oder gar schlimmeres? Der jüngste Kursrückgang hat mannigfaltige Auswirkungen, längst nicht nur für Anlegerinnen und Anleger.
Wie Branchenvertreter damit zu kämpfen haben, weshalb das gefährlich für den Krypto-Markt sein könnte, und weshalb es dennoch falsch ist, die Szene bereits abzuschreiben, das geht aus einer neuen Infografik von Block-Builders.de hervor.
Im Jahr 2021 nahmen Krypto-Startups in Finanzierungsrunden 25,2 Milliarden US-Dollar ein. Ein Paukenschlag: waren es im Vorjahr doch lediglich 3,1 Milliarden US-Dollar, der Anstieg schlägt mit 713 Prozent zu Buche.
Inzwischen ist der Markt deutlich abgekühlt. Bitcoin notiert gegenwärtig bei rund 30.500 US-Dollar, und ist von seinem Allzeit-Hoch (69.044 US-Dollar) weit entfernt. Unterschiedliche Entwicklungen nähren die Furcht vor einem langen Krypto-Winter. Eine Folge davon ist, dass sich aufgrund einer neuen Bewertungsrealität die Finanzierungssituation massiv verschlechtert. Start-ups sind besonders betroffen.
Dabei trifft es auch verhältnismäßig etablierte Kandidaten wie die Krypto-Bank Nuri. Diese äußerte unlängst, dass bis zu 20 Prozent der Belegschaft entlassen werden müsse.
An düsteren Vorhersagen mangelt es dieser Tage nicht. So prognostizieren Führungskräfte der größten Krypto-Unternehmen, darunter Bertrand Perez und Brad Garlinghouse, dass tausende Kryptowährungen und Blockchains in naher Zeit zusammenbrechen werden. Perez vergleicht den Markt mit den Anfängen des Internets, wo es zu viele Unternehmen gab, die keinen echten Mehrwert boten, und in der Versenkung verschwanden.
Wie die Infografik aufzeigt, existieren aktuell 13.506 Kryptowährungen (Coingecko). 1.705 Digitalwährungen sind unterdessen schon komplett von der Bildfläche verschwunden, was aus Anlegersicht oftmals nicht weniger als ein Totalausfall bedeutet.
Doch geht es auch dem Bitcoin an den Kragen? Einzelne Branchenbeobachter sind dieser Auffassung. Nach Daten von "99bitcoins" wurde der Mutter aller Kryptowährungen in den vergangenen Jahren allerdings schon hunderte Male ein baldiger Tot bescheinigt. Exemplarisch dafür ein Beitrag in der "Süddeutschen Zeitung" aus dem Jahr 2018. "Bitcoin ist klinisch tot", wie es dort hieß, außerdem, so die Aussage, solle die Bitcoinszene anerkennen, "dass ihr Projekt wohl keine große Zukunft mehr hat". Zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung konnte man Bitcoin für deutlich unter 4.000 US-Dollar kaufen.
An Herausforderungen mangelt es nicht; man denke an die Diskussionen um den CO₂-Fußabdruck, Geopolitik, den Crash vermeintlicher Stablecoins, Probleme der Miner im Hinblick auf die Profitabilität bei den aktuellen Kursen, oder auch der neue Kurs der FED, welchen Anlegerinnen und Anleger zum Anlass zu nehmen scheinen, Geld aus Risikoassets abzuziehen. Und dennoch: auch wenn womöglich viele Kryptowährungen von der Bildfläche verschwinden, den wichtigsten und mit Substanz unterlegten Projekten muss die aktuelle Situation nicht zum Nachteil gereichen. Der Markt holt tief Luft, und möglicherweise wird sich wiederholen, was die Geschichte bereits häufig gezeigt hat: Der Bitcoin kehrt gestärkt zurück, und erklimmt neue Hochs.
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