Die Bitcoin-ETFs haben zum Jahresbeginn für eine fulminante Kursrallye gesorgt. Doch warum sorgt ausgerechnet ein „langweiliges“ Finanzprodukt wie ein ETF am doch eher unkonventionellen Kryptomarkt nachhaltig für Wirbel?
Der Grund dafür ist das Design dieser ETFs. Vor dem Jahr 2024 durften ETFs in den USA lediglich auf Futures basieren. Jetzt handelt es sich jedoch um sogenannte Spot-Bitcoin-ETFs. Daher kaufen sie Bitcoin am Spotmarkt ein und verwahren sie physisch für jeden verkauften ETF-Anteil. Deshalb stieg der Bitcoin-Kurs seit Jahresbeginn steil an, denn es flossen Rekordsummen in den Markt. Gleichzeitig trennen sich nur wenige Anleger von ihren BTC-Beständen. Rund 15 Millionen BTC gelten als illiquider Supply und sind damit nicht für den Markt verwertbar.
Weil es in ferner Zukunft nur 21 Millionen BTC geben wird, trifft also eine verhältnismäßig hohe Nachfrage auf ein geringes Angebot. Das sogenannte Bitcoin-Halving hat Ende April sein Übriges dazugetan. Denn damit verringerte sich die sogenannte Block-Subsidy, also die Rate, mit der neue Bitcoins emittiert werden.
ETF Flows stellen Anleger vor ein Problem
Selbstverständlich sind diese Marktmechanismen keine Einbahnstraße. Denn wenn viele Anteile verkauft werden, dann übt das Verkaufsdruck auf den Spotmarkt aus. Die Konsequenzen ließen sich im April genau beobachten, denn erstmals kam es zu Abverkäufen und damit zu einem Nettoabfluss von Kapital aus den insgesamt 11 ETFs, die in den USA zugelassen sind. Daraufhin kam es Mitte April zu einer Korrektur und Bitcoin fiel zunächst unter 60.000 US-Dollar und erreichte am 1. Mai ein lokales Tief bei 56.539 US-Dollar.
Medial richtet sich immer wieder der Blick auf die Zu- und Abflüsse, weil sie eben eine entscheidende Bedeutung haben. Leider sind die daraus resultierenden Marktkommentare aber nicht mehr als Fußnoten, denn die Daten werden erst am Folgetag bekannt. Daher lässt sich das Verhalten der Anleger nicht in Echtzeit beobachten oder gar vorwegnehmen.
Um besser abpassen zu können, ob die Kursrallye weitergeht, eine Korrektur ansteht oder gar das Ende des Bullenmarktes eingeläutet wird, bietet sich ein langfristiger Indikator an.
Der EMA 21 als Haltepunkt
Selbstverständlich kann ein einzelner Indikator isoliert betrachtet kaum als Grundlage dafür dienen, eine Entscheidung zu treffen. Was der EMA 21 im wöchentlichen Chart jedoch leistet, ist ein Anhaltspunkt dafür, ob der bullische Trend intakt ist oder nicht.
Im Chart mit Orange markiert sind die Phasen, in denen der Trend umschlug. Nämlich wenn die wöchentliche Kerze entweder unterhalb oder oberhalb vom EMA 21 abschloss. Offensichtlich ist es mit dieser Strategie nicht möglich, Hoch- und Tiefpunkte abzupassen. Dafür liefert sie jedoch bis in das Jahr 2016 und darüber hinaus einen zuverlässigen Anhaltspunkt, ob ein Trendwechsel zu erwarten ist.
Lediglich der seitwärts verlaufende Markt zwischen August und Oktober 2023 konnte nicht zufriedenstellend interpretiert werden, obgleich der Aus- und der Wiedereintritt in den bullischen Trend korrekt erfasst wurde.
Rot markiert sind hingegen Korrekturen, die nicht zu einem Trendwechsel geführt haben. Sie kennzeichnet oftmals ein langer Docht, der die Linie vom EMA 21 schneidet oder ihr wenigstens sehr nahekommt.
ETFs werden das Geschehen weiterhin bestimmen
Während die vorgeschlagene Strategie hilfreich sein kann, um den Markt besser zu navigieren, bleibt er aus fundamentaler Sicht fest in den Händen von BlackRock und Co. Anleger sollten sich darauf einstellen, dass nur wenige marktintrinsische Ereignisse einen Einfluss auf den Kursverlauf nehmen werden.
Es wird also darum gehen, wie sich die ETFs in naher Zukunft verkaufen. Gelingt es schwergewichtige institutionelle Investoren von Bitcoin zu überzeugen, dann steht einer Fortsetzung der Kursrallye vermutlich nichts mehr im Weg.
Aktuell ist die Lage aber eher durchwachen. Im noch laufenden Monat Mai wurden zumindest die ETF-Nettoabflüsse aus April wieder wettgemacht. Sollte weiterhin Kapital in kleineren Schüben, den Markt betreten, dann dürfte sich Bitcoin eher langsam, dafür aber stetig seinem nächsten Allzeithoch nähern. Gleichermaßen dürften weitere ETF-Abverkäufe den Markt gut „durchschütteln“.