Bayer-Vorstandschef Werner Baumann versucht sich in Schadensbegrenzung gegenüber Kritikern des US-Saatgutkonzerns Monsanto. Baumann hat einen Brief an Bundestagsabgeordnete und EU-Parlamentarier verschickt, in dem er eine „umfassende Aufarbeitung“ und Transparenz bei dem von Bayer gekauften Unternehmen verspricht.
Dabei scheint Bayer selbst noch keinen Überblick zu haben, wie der umstrittene Agrarkonzern und die beteiligte PR-Agentur Fleishman Hillard mit Kritikern umgingen. Das müsse nun von einer Anwaltskanzlei unabhängig untersucht werden. „Wir wollen dabei der Öffentlichkeit volle Transparenz über die Anzahl der betroffenen Personen und Länder geben, in denen Listen erfasst worden sind.“ Noch wisse Bayer wenig, heißt es in dem Brief, der am Montag in Bundestagsbüros einging.
Mehrere Politiker hatten von Bayer verlangt offenzulegen, ob sie auf verdeckten Kritike r-Listen vermerkt seien, die Monsanto in mindestens sieben europäischen Ländern über Politiker und Journalisten sowie Kritiker im Umfeld der EU-Institutionen hat erstellen lassen. Anfang Mai war in Frankreich bekannt geworden, dass Fleishman Hillard im Auftrag Monsantos geheime Listen von Kritikern führte. Nach Medienberichten wollte Monsanto die Kritiker "erziehen", besonders hartnäckige Gegner sogar "überwachen". Bayer entschuldigte sich.
Monsanto ist in den USA zur Zahlung milliardenschweren Schadensersatzes verurteilt worden. Mehrere Kläger hatten das Insektenvernichtungsmittel Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich gemacht.
Bayer-Chef Baumann versucht mit der neuen Offenheit zerstörtes Vertrauen von Verbrauchern wie Aktionären wiederherzustellen. Dabei soll ihm auch ein ehemaliger Grünen-Politiker helfen. Als oberster Monsanto-Öffentlichkeitsarbeiter ist Matthias Berninger im Einsatz, früher Staatssekretär im Bundesagrarminis terium unter Renate Künast. Baumann verweist auf ihn: „Ich habe Matthias Berninger gebeten, die Aufklärung in unserem Haus voranzutreiben.“ Der Ex-Politiker stehe für Gespräche zur Verfügung. „Einzelpersonen und Organisationen werden die Möglichkeit haben, Auskunft darüber zu erhalten, ob und wie sie in den Dokumenten erfasst worden waren“, versichert Baumann.
Der Bundestagsabgeordnete und Agrarexperte Harald Ebner (Grüne) sagte der WirtschaftsWoche, der Konzern spiele auf Zeit. Der Kritiker von Monsanto räumte aber ein: „Immerhin signalisiert man Gesprächsbereitschaft und deutet schon mal die mögliche Datenoffenlegung an."