Am Handelskonzern Metro hat schon so mancher Investor sein Glück versucht.
Allen voran die Duisburger Familie Haniel, die ihre Beteiligung 2007 aufstockte und damit das über Dekaden austarierte Gleichgewicht der drei Großaktionäre Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim empfindlich störte. Das Vorhaben, den Konzern in Einzelteilen zu verwerten und damit den großen Reibach zu machen, ließ sich allerdings nicht realisieren. Im Gegenteil: Mehrfach verhagelte das Klumpenrisiko Metro die Haniel-Bilanz, ganz abgesehen vom riesigen Schuldenberg, den die Duisburger auch unter Preisgabe anderer Vermögen abtragen mussten.
Inzwischen hat sich Metro zwar weitgehend auf den Großhandel mit Lebensmitteln zurückgezogen - der Verkauf der SB-Warenhäuser Real wird gerade in den Endzügen verhandelt. Haniel wie auch den übrigen Aktionären brachte die Rückkehr zu den Wurzeln allerdings wenig. Den Erlös aus dem Verkauf von Kaufhof verwendete Metro zur Stärkung der eigenen Bilanz, die vermeintlich wertsteigernde Aufspaltung in einen Elektronikhändler (Ceconomy) und einen Lebensmittelgroßhändler (Metro) erwies sich dagegen als Rohrkrepierer. Allerdings, und das gehört auch zur Wahrheit, haben sich die Großaktionäre in der Vergangenheit auch nicht zimperlich gezeigt, wenn es um die Ausschüttung der Dividende aus der Substanz ging.
Nun darf sich mit dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky der Nächste versuchen. Er bietet 16 Euro je Stammaktie bzw. 5,8 Mrd. Euro in Summe. Zum Vergleich: Haniel zahlte 2007 für die Aufstockung über 60 Euro je Aktie. Und trotzdem stützen die Duisburger die Offerte, selbst ohne Transaktionssicherheit.
Die entscheidende Frage ist allerdings, was Kretinsky mit Metro vorhat. Klar ist, dass der Investor, der im Gespann mit seinem Geschäftspartner Patrik Tkac agiert, auf die operative Kontrolle pocht. Der Transformationsprozess soll beschleunigt und der Wachstumsturbo zugeschaltet werden. Ob damit auch zusätzliche Investitionsmittel verbunden wären, erscheint angesichts des Kaufpreises unwahrscheinlich.
Richtig ist, dass Metro seit Jahren unter ihren drei Großaktionären leidet, deren Interesse sich weitgehend auf den Anteils- und damit Machterhalt beschränkte. Umgekehrt hatte der Vorstand recht freie Hand. Mit Kretinsky würden diese Zeiten zweifelsohne der Vergangenheit angehören. Dass dem Vorstand ein starker Aufsichtsrat lieber ist, darf allerdings bezweifelt werden.
Quelle: Börsen-Zeitung: Kommentar zu Metro von Annette Becker