Vertagung vom vierten Quartal 2019 aufs erste Quartal 2020 / Weiterer massiver Rückgang der TV-Werbeerlöse im November / Hohe Anlaufverluste von Joyn
Der Senderkonzern ProSiebenSat.1 kämpft gleich an mehreren Fronten mit ernsten Problemen. So hat der Konzern die Entscheidung über den Verkauf der Red Arrow Studios vertagt. „Im ersten Quartal werden wir dazu eine Entscheidung treffen, ob wir überhaupt einen Verkauf oder eine Partnerschaft in Erwägung ziehen“, sagte eine Konzernsprecherin dem manager magazin. Noch Mitte Oktober hatte Vorstandschef Max Conze diese Entscheidung bis Weihnachten angekündigt.
Eine Begründung für die Verschiebung gab die Sprecherin nicht. Die meisten Interessenten sind nach Informationen des manager magazins abgesprungen. Die in Analystenreports angesetzte Bewertung von mehr als 300 Millionen Euro ist nach Informationen aus Finanzkreisen kaum zu erzielen. ProSiebenSat.1 hat mit der Auktion die US-Bank Morgan Stanley beauftragt.Red Arrow Studios umfasst etwa 20 Produktionsfirmen in verschiedenen Ländern, darunter USA, Deutschland und Großbritannien.
Auch die TV-Werbeerlöse des Konzerns stehen weiter unter Druck. Deren Rückgang mit einem hohen einstelligen Prozentsatz im Oktober habe sich im November in ähnlicher Weise fortgesetzt, berichten Insider. Der Konzern lehnte einen Kommentar ab.
Damit wird es wahrscheinlicher, dass ProSiebenSat.1 die Prognose einer operativen Marge von mindestens 22 Prozent, entsprechend etwa 930 Millionen Euro Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), nicht erreichen kann und es in Richtung des von Conze im November genannten „negativen Szenarios“ geht. Diesem Szenario zufolge könnte das Ebitda auf bis zu 850 Millionen Euro schrumpfen.
Auch beim neuen Streamingangebot Joyn, einem Joint Venture von ProSiebenSat.1 und dem US-Sender Discovery, läuft es nicht rund. Das Joint Venture wird dieses Jahr nach Angaben der Konzernsprecherin „rund 100 Millionen Euro Nettoverlust“ machen, also Verlust nach Steuern. Bisher hatte Conze „bis zu 100 Millionen Euro Investitionen“ angekündigt, was Analysten als Anlaufverluste vor Steuern werteten.