Die Sektkorken knallten zum Jahreswechsel auch für die Anleger. Das Börsenjahr 2019 hätte nicht besser ausfallen können: Neue Allzeit-Hochs an der Wall Street und neue Jahreshochs beim DAX. Am 3. Januar gaben die Aktienmärkte jedoch wegen des neuen Iran-Konflikts mit den USA nach. Droht jetzt etwa ein Iran-Krieg?
von Andreas Männicke
Der Ölpreis sprang am 3. Januar in die Höhe, wovon nun wiederum die Moskauer Börse profitierte. Die Moskauer Börse bleibt top mit einer klaren Outperformance und einem Plus von über 40 Prozent in 2019. Die beiden Muster-Depots im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS erreichten 2019 ein Plus von 51 Prozent bzw. 36 Prozent. Wie aber geht es weiter im neuen Jahr der „Ratte“? Andreas Männicke gibt seine Einschätzung aber auch im neuen EastStockTV-Video, Folge 174 unter www.YouTube.com.
Sektkorken knallen an der Wall Street und der Moskauer Börse
Die Sektkorken knallten am 27. Dezember bereits an der Wall Street schon vor dem Jahreswechsel: Der Dow Jones Industrial Index (DJI) erreichte am 27. Dezember ein neues Allzeit-Hoch mit erstmals 28.700 Indexpunkten und der NASDAQ Composite Index mit über 9000 Indexpunkten. Dies bedeutet ein Plus von 23,8 Prozent in 1 Jahr beim DJI und sogar 36,9 Prozent beim Technologie-Index in den USA.
Aber auch der DAX erfreute die Anleger mit einem Plus von 28,5 Prozent in 1 Jahr bei einem Indexstand von 13.304 Indexpunkten kurz vor Jahresschluss, was nicht mehr weit vom Allzeit-Hoch von 13.600 Indexpunkten entfernt ist. Der bis 31. Januar wohl sicher stattfindende Brexit hat seinen Schrecken an den Weltbörsen verloren. Im Gegenteil. das britische Pfund stieg auf ein neues Jahres-Hoch von 0,85 EUR/GBP. Dafür macht man sich jetzt Sorgen, dass die Situation im Nahen Osten aufgrund des neuen Konflikts zwischen den USA und dem Iran eskalieren könnte.
Neuer Iran-Konflikt mach Angst und breitet Sorge Zum Jahresauftakt
Der neue Iran-Konflikt macht vielen Anlegern jedenfalls jetzt mehr Angst als der kommende Brexit. Die Botschaft der USA in Teheran wurde angegriffen. Daraufhin tötete eine Rakete aus den USA einen der ranghöchsten Generäle Irans namens Ghassem Soleimani.. Er wird von den USA als Terrorist eingestuft, aber im Iran verehrt. Trump verteidigt per Twiiter die Tötung von Soleimani durch eine US-Drohne.
Der iranische Anführer, Ali Chamenei, hat den USA heftige Vergeltung angedroht.Auch der Kleriker Ahmad Chatami will den Tod von Soleimani rächen lassen. Hundertausende von Iranern protestierten bei den Freitagsgebeten gegen die USA und schworen Rache. Die Situation entwickelt sich zu einem Pulverfass. Der iranische Präsident Hassan Ruhani kam mit der Regierung zu einer Krisensitzung zusammen.
Die Bundesregierung zeigt sich auch sehr besorgt, dass die Situation im Nahen Ost eskalieren könnte. Der Brentölpreis stieg am 3. Januar bis Mittag bereits um 4,35 Prozent auf über 69 US-Dollar und der Goldpreis um 1,42 Prozent auf 1550 US-Dollar im Hoch. Der DAX brach in den frühen Morgenstunden bis Mittag am Freitg um 2,43 Prozent auf 13.136 Indexpunkte ein und der Dow Jones Industrial Index (DJI) an den Terminmärkten um 1,18 Prozent auf 28.530 Indexpunkte. Nachmittags erholten sich dann die Kurse wieder ein wenig, der DAX auf 13.212 Indexpunkte (-1,86 Prozent) und der DJI auf 28.600 Indexpunkte (-0,94 Prozent). Es ist jetzt die große Frage, ob die iranische Regierung besonnen reagiert oder dass es zu einem Krieg kommt.
Moskauer Börse bleibt top
Seht stabil blieb am 3. Januar hingegen die Moskauer Börse, die von den gestiegenen Ölpreisen jetzt sogar profitieren. Der Russian Trading Index (RTS-Index) stieg bis Freitagmittag sogar um 0,99 Prozent auf 1564 Indexpunkten. Noch viel besser schnitt aber der russische Aktienmarkt im letzten Jahr ab: der RTS-Index stieg in 1 Jahr in US-Dollar sogar um 43,6 Prozent, wobei sich zu den Kursgewinnen auch hohe Währungsgewinne von über 10 Prozent gesellten.
Insofern waren auch russische Rubelanleihen eine sehr attraktive Geldanlange mit Renditen von weit über 15 Prozent umgerechnet in Euro. Die gute Performance am russischen Aktien- und Anleihenmarkt war aber auch dem hohen Ölpreis zu verdanken. Nach den angekündigten Förderkürzungen der OPEC um 500.000 Barrel am Tag stieg der Brentölpreis in den letzten Wochen um fast 15 Prozent von 60 auf 68,2 US-Dollar/Barrel. Der WTI-Ölpreis stieg in 1 Jahr sogar um über 30 Prozent auf zuletzt 62,7 US-Dollar/Barrel.
LUKoil mit neuen Allzeit-Hochs
Der russische Öl-Konzern LUKoil erreichte daher auch ein neues Allzeit-Hoch mit 91 € und der Gaskonzern Gazprom stieg im letzten Jahr um über 80 Prozent auf 7,4 €, da er zuvor die Dividende um 30 Prozent anhob. Der russische Aktienmarkt bleibt aber trotz der starken Kurssteigerungen der am niedrigsten bewertete Aktienmarkt der Welt mit den höchsten Dividendenrenditen der Welt.
US-Sanktionen gegen Russland wegen des Baus der Nordischen Pipeline belasten
Auch die neuen Sanktionen der USA gegen den Bau der Nordischen Pipeline konnten den Rubel und die Moskauer Börse nicht destabilisieren. Die USA wollen damit nur bezwecken, dass sie ihr wesentlich teureres Flüssiggas nach Europa verschiffen und verkaufen können. Aber auch Polen hat schon angekündigt, dass sie fortan kein Gas mehr von Gazprom erhalten wollen. Gazprom will nun die letzten 300 km in Eigenregie fertig bauen, was die Kosten aber erhöhen und die Fertigstellung verzögern wird.
Die neuen US-Sanktionen gehören in die Kategorie „kalter Krieg“ zwischen den USA und Russland. Russland will sich daher jetzt immer mehr eine Festung aufbauen, auch im Internet. Der ukrainische Gaskonzern Naftogaz erhielt nun 2,9 Mrd. US-Dollar von Gazprom. Die Ukraine will aber auch fort an 2 Mrd. US-Dollar für die Transitgebühren bekommen, während Russland die Ukraine möglichst umgehen will.
Normandiegespräche im März 2020 bedeutsam für die Ukraine und für Russland
Wichtig für die Ukraine und Russland sind die nächsten Normandiegespräche im März 2020 und die Fortsetzung des sogenannten Minsk 2-Prozesses. Man darf gespannt sein, ob es dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi gelingt, der Donbas-Region einen Sonderstatus zu geben und freie Wahlen im nächsten Jahr in der Ost-Ukraine stattfinden zu lassen. Gelingt dies, könnte die EU sogar erstmals geneigt sein, die Sanktionen schrittweise abzumildern. Dafür muss die Ukraine aber auch wieder Zugriff über die Grenze zu Russland bekommen und schwere Waffen müssten abgezogen werden sowie das strittige Gebiet entlang der Demarkationslinie müsste von Minen geräumt werden.
Macron fordert eine strategische Partnerschaft mit Russland
Die letzten Normandiegespräche in Paris brachten zwar noch keinen Durchbruch, aber doch eine weitere Annäherung und Gesprächsbereitschaft, was besser ist, als nur die Waffen sprechen zu lassen. Der französische Präsident Macron fordert von der EU auch eine strategische Partnerschaft mit Russland, um Russland nicht in die Hände von China zu treiben, die jetzt schon gemeinsame Militärmanöver abhalten. Die NATO soll die alten Feindbilder ablegen und konstruktiver mit Russland ins Gespräch kommen.
Südosteuropa glänzt mit guter Performance
Sehr positiv entwickelten sich 2019 aber auch einige Aktienmärkte aus Osteuropa, wie vor allen die Balkanländer aus Südosteuropa. So erreichte der ROTX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für die Bukarester Börse aus Rumänien, ein stattlichen Plus von über 32 Prozent. Er schnitt damit sogar noch besser ab als der DAX.
Was machen die Notenbanken in 2020?
Das neu „Jahr der Ratte“ (nach dem chinesischen Horoskop bedeutet dies Cleverness, Raffinesse, Widerstandkraft und Zähigkeit) ist ein Wahljahr in den USA, was in der Regel immer gute Börsenjahre sind. Sehr viel wird davon abhängen, welche Erfolge Trump bei den fortgesetzten Handelsgesprächen mit China zu verzeichnen hat. Bleiben die Zölle so hoch wie jetzt, muss jeder Amerikaner durchschnittlich 1000 US-Dollar mehr im Jahr ausgeben, was die Inflation anheizen könnte.
Wie darauf dann die FED reagieren wird, bleibt abzuwarten. Spannend wird es auch, ob die EZB-Chefin Lagarde die Minuszinsen noch weiter erhöhen wird, was nicht nur schlecht ist für alle Sparer, sondern alle große Kapitalsammelstellen wie Pensionskassen, Versicherungen, Bausparkassen und Banken ist, denen das Geschäftsmodell entzogen wird. Es gibt immer wieder Gerüchte und Spekulationen, dass die Notenbanken im Ernstfall auch Aktien kaufen wie es die Schweizer Notenbank und japanische Notenbanke schon lange machen.
Trump hat noch viele Baustellen fertigzustellen
Da in diesem Jahr im November ein neuer US-Präsident gewählt wird, wird auch dieses Jahr nicht unbeeinflusst von politischen Ereignissen sein. Dabei hat Trump mehrere Herausforderungen zu meistern wie innenpolitisch das Amtsenthebungsverfahren und außenpolitisch auch einige Baustellen wie die ungelösten Konflikte mit Nord-Korea, Iran, Venezuela, Ukraine, China und Russland.
Kommt Deutschland in 2020 in eine Rezession?
In Deutschland bleibt es abzuwarten, ob Deutschland in eine Rezession schlitterrt oder nicht. Die Industrie schwächelt schon lange, vor allem der Maschinenbau und die Automobilindustrie. In Deutschland könnte es aber auch zu einer politischen Krise kommen, wenn die SPD das Handtuch wirft und die Koalition vorzeitig auflöst. Aber auch in Frankreich wird die Wirtschaft durch lang anhaltende Streiks geschwächt.
Crash-Propheten nehmen zu
Wenn Deutschland in eine Rezession kommt, kommt es sehr darauf an, wie die EZB darauf reagieren wird. Die Banken müssen in einer solchen schwierigen Phase gestärkt und nicht geschwächt werden. Die Ertragserosion der Banken ist aber schon jetzt unübersehbar und die Eigenkapitaldecke ist sehr dünn, was nicht ganz ungefährlich ist. Insofern sollte jeder Anleger sich auch Gedanken über die Warnungen von Marc Friedrich/Mathias Weik, Markus Krall und Prof. Max Otte machen. Einen „Draghi-Crash“ kann es freilich nicht mehr geben, höchstens einen „Lagarde-Crash“, was auf das Gleiche heraus kommt. Es gibt nicht wenige, die dann sogar Russland als relativ „sicheren Hafen“ im Fall einer neuen Bankenkrise in Europa betrachten. Die Sberbank ist schon in Staatshand und macht weiterhin hohe Gewinne in Russland
Gold als sicherer Hafen bleibt in Deutschland gefragt – Bitcoin als Outperformer
Gold und Kryptowährungen dürften auch von den Unsicherheiten am ohnehin relativ hoch bewerteten US-Aktienmarkt profitieren. Gold stieg im letzten Jahr schon in US-Dollar um 18 Prozent auf 1511 US-Dollar/Unze und 20 Prozent in Euro auf 1352 EUR/Unze. In Euro machte der Goldpreis schon ein neues Allzeit-Hoch, in US-Dollar freilich noch nicht. Vor allen in Deutschland bleibt Gold als „sicherer Hafen“ sehr gefragt. Die Nachfrage nach Gold ist bei Degussa, dem größten Goldhandelsunternehmens in Deutschland, stark gestiegen.
Der Silberpreis enttäuschte hingegen im letzten Jahr, da er „nur“ um 15,4 Prozent auf 17,75 USD/Unze anstieg. Auch etzt ist er mit 18,12 USD-Dollar/Unze noch weit von dem Allzeit-Hoch entfernt. Dagegen konnte Palladium um 51,9 Prozent in 1 Jahr auch wegen des „Dieselgate“ zulegen und Nickel um 34 Prozent, was beides gut war für den größten Palladiumproduzenten der Welt NorNickel aus Russland ist, der auch ein neues Allzeit-Hoch erreichte. Auch der Bitcoin stieg in 1 Jahr um 90 Prozent und war damit einer der besten Geldanlagen der Welt in 2019. Freilich war der Bitcoin-Kurs dieses Jahr schon bei fast 11.000 € und nun nur noch bei etwas unter 6700 €. Er bleibt damit sehr volatil und somit für den Handel ungeeignet.
Auch Goldaktien bleiben in Russland interessant
Im Börsenbrief EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) werden sowohl die russischen „Dividendenperlen“, aber auch attraktive russische Goldaktien vorgestellt. Surgutneftegas war im Oktober 2019 meine „Aktien des Monats“ im EST und sie stieg seitdem schon über 30 Prozent! Aber auch das „goldige“ Muster-Depot mit russischen Goldaktien wie Polyus Gold u.a. stiegen um 49 Prozent und der Goldproduzent Petropavlovsk sogar um 134 Prozent. Das Depot mit den russischen „Dividendenperlen“ mit Gazprom, LUKoil & Co stieg schon um 36 Prozent im letzten Jahr. Im neuen EAST STOCK TTRENDS wurden nun einige attraktive Turn around-Aktien aus Russland in ein neues Muster-Depot genommen.
Leider gibt es bankenseitig und auch von Vermögensberatern kaum eine Beratung für deutsche Anleger bei der Auswahl von russischen Aktien oder Russlandfonds. Daher haben die meisten deutschen Anleger das beindruckende Rally an der Moskauer Börse in diesem Jahr wohl schon wieder verpasst. Die Osteuropa-Börsen werden in den Medien immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. Selbst etablierte Börsenmagazine nehmen sich diesem spannenden Thema nicht oft an. Eine rühmliche Ausnahme ist der „Aktionär“ mit seinem neuen Jahrbuch 2020, wo es einen langen Artikel über den russischen Aktienmarkt gibt mit einem Interview mit mir.
Erst informieren, dann investieren
Informieren Sie sich jetzt auch ausführlich über die Hintergründe und die Entwicklung der Ukraine/Russland-Krise aber auch das zukünftige Erholungspotential der unterbewerteten Aktien aus Osteuropa. Auch im Baltikum, Rumänien und der Ukraine gibt es neue Chancen
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