Wir haben einige Mails von Lesern bekommen, die anscheinend in den letzten Monaten die Chancen beim Gold und bei den Goldaktien leider noch nicht genutzt haben und nun unbedingt auf den Zug aufspringen wollen. Als Argumentation dient, dass Gold nun wegen der Iran-Eskalationsgefahr steigen muss.
Nun, da müssen wir ein Warnschild in die Höhe halten! Denn: All diejenigen, die nun kurzfristig auf den Goldzug wegen Kriegsgefahr aufspringen, sind keine typischen Goldinvestoren. Anstiege wegen Kriegsangst sind beim Gold selten nachhaltig. Genau aus diesem Grund haben wir auch am Freitag zwei kleine Teilgewinnmitnahmen bei Teranga Gold und Pan American Silver getätigt.
Wir verkaufen gerne, wenn alle kurzfristig kaufen wollen und kaufen gerne, wenn die meisten verkaufen wollen. Bullisch waren wir im März und April 2019, als wir Teranga bei 2,23 Euro und Pan American bei 11,39 Euro ins Musterdepot aufgenommen wurden.
Am Freitag haben wir – wie in der Ausgabe 01/2020 zuvor angekündigt - 575 Aktien von 1.875 Teranga-Aktien zur Eröffnung in Kanada zu 6,95 CAD (bei 1,4495 EUR/CAD umgerechnet 4,79 Euro) und 100 von 500 Pan American Silver zu 21,48 Euro verkauft. Es wurden somit Teilgewinne in Höhe von +115 Prozent bei Teranga seit Kauf am 25. April 2019 und 88,6 Prozent bei Pan American Silver seit Kauf am 11. März 2019 realisiert. Der Kauf von 1.500 MediPharm Labs (Kanada LABS) wurde zur Eröffnung am Freitag bei 4,03 CAD (oder 2,78 Euro) getätigt.
Natürlich sind wir davon überzeugt, dass der Gold-Bullenmarkt weitergeht. Nur ist es vom Timing her eher ratsam, jetzt nicht blind auf den Vollgas fahrenden Zug aufzuspringen.
Aufgrund der Neujahrsfeiertage wurden die CoT-Daten von der Terminbörse noch nicht veröffentlicht. Wir sehen eine stark überkaufte Situation bei Goldaktien. Physisches Gold und Silber sind ebenfalls
stark überkauft. Aber wir machen uns wegen der überkauften Situation dieses Mal keine allzu großen Sorgen (sonst hätten wir am Freitag schon mehr Gewinne mitgenommen), da wir technisch jetzt auch auf einem extrem bullischen Ausgangslevel befinden. Lediglich der große Move vom Freitag, als die USA den iranischen General auf seiner Reise nach Bagdad töteten, passt nicht ins Bild und sollte korrigiert werden.
Wie geht es weiter? Der Goldmarkt befindet sich seit Juni 2019 in einem klaren Bullenmarkt und wir haben erst am Montag, den 30.12.2019 eine klare Bestätigung dieses Bullenmarktes mit dem Ausbruch aus der Konsolidierung erlebt (siehe Ausgabe RSR 163/2019 vom 30.12.2019). Viele institutionelle Investoren kommen gerade erst in den Markt zurück.
Die kommerziellen Goldhändler sind jedoch im großen Stil „short“, so dass mit einer heftigen Gegenwehr in den kommenden Tagen gerechnet werden muss. Die Verluste müssen dort nun hoch sein und es braucht viel Geld, um die Positionen zu halten. Es kann daher durchaus sein, dass die Verluste auf diesem Level um 1.550 USD „gefressen“ werden und Gold „von der Leine gelassen“ wird. Deshalb wäre es auch dumm, größere Positionen in den Markt zu geben.
Zur Lage im Irak/Iran: Die gezielte Ermordung des iranischen Generals schafft unter Despoten aller Herren Länder eine hohe Unsicherheit. Es ist nun klar: Es kann jeden treffen! Beispielsweise warnt es führende Politiker in Nordkorea, Iran oder Syrien, dass sie nicht mehr sicher sind. Am wahrscheinlichsten ist nun eine Racheaktion des Iran auf die USA im Nahen Osten.
Aber auch das Konfliktpotenzial in der Straße von Hormuz, wo ein Großteil des Öls aus dem Nahen Osten hindurch muss, ist erheblich. Diese Unsicherheit ist zweifelsohne bullisch für Gold, da ein steigender Ölpreis inflationierend wirkt. Trotzdem: Der Goldpreis ist KURZFRISTIG überkauft, aber da wir uns in einer Ausnahmesituation befinden, könnte es noch weiter gehen. Wir kaufen jedoch erst wieder hinzu, wenn die „heiße Luft“ aus dem Markt ist.
Lesenswert ist folgendes Interview zur Lage aus dem Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/
Seine erste Einschätzung ist bereits eingetroffen. Das irakische Parlament hat beschlossen, dass alle ausländischen Truppen aus dem Irak abziehen sollen. Damit wäre der Weg für den Iran frei, dort eine schiitische Marionettenregierung zu installieren.