Covestro-Chef Markus Steilemann blickt verhalten auf das angebrochene Jahr 2020. "Das Umfeld wird schwieriger für uns und die gesamte Chemieindustrie", sagte der Chef des Werkstoff-Herstellers der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe). Er verwies auf Unsicherheiten wie Handelskonflikte und den Brexit.
"Daher fehlt mir kurzfristig die Wachstumsfantasie für unsere Abnehmerbranchen", so Steilemann. "Langfristig sind die Trends aber in Ordnung." Der Manager ist seit 2018 Vorstandschef von Covestro. Der DAX-Konzern stellt Kunststoffe her, die etwa im Auto-Innenraum oder in Matratzen stecken; größte Kundengruppe ist die Autoindustrie. Besorgt zeigte sich der Chemiker über den ins Stocken geratenen Ökostromausbau. "Wir stellen in Deutschland viele Forderungen auf, schaffen aber leider nicht die nötigen Rahmenbedingungen", sagte Steilemann.
Es müsse konsequent in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert werden. "Und Strom muss preiswerter werden, sonst wird die Produktion mit der entsprechenden CO2-Belastung woanders stattfinden." Covestro hatte im Dezember einen Liefervertrag über Windstrom aus der Nordsee geschlossen. "Wir arbeiten aber auch in Belgien und Spanien an lokalen Lösungen - über Wind und Photovoltaik."
Derzeit basiere die Produktion von Covestro zu 99 Prozent auf Rohöl. "Davon wollen wir weg", so Steilemann. Gesellschaft, Politik und Industrie sollten gemeinsam dafür sorgen, dass mehr Plastik recycelt und der Eintrag in Meere und Deponien gestoppt werde. "Kunststoffe sind ein wertvoller Rohstoff", sagte Steilemann. Das lineare Konsum- und Produktionsverhalten müsse enden.
"Es ist hanebüchen zu glauben, dass wir so weitermachen könnten wie bisher." Um die Abhängigkeit von der Autoindustrie zu senken, blieben Übernahmen auf der Agenda. "Wir suchen intensiv nach guten Gelegenheiten in den Bereichen Lacken und Klebstoffe sowie Thermoplaste, aber es gibt noch nichts Konkretes."
Foto: Thüringer Landtag, über dts Nachrichtenagentur