Die führende deutsche Aktionärsvereinigung hat die Entscheidung von Siemens als zwingend bezeichnet, an dem Auftrag für eine umstrittene Kohlemine in Australien festzuhalten.
Der Konzern hätte bei Vertragsunterzeichnung für die Lieferung von Signaltechnik im Sommer 2019 "schon eine kritischere Haltung zu den Umweltfragen haben können", sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt, der "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). Ein Nein zu dem Projekt hätte sich Siemens aber früher überlegen müssen.
"Nachdem der Auftrag unterschrieben wurde, muss sich der Konzern daran halten und vertragstreu bleiben", sagte Bergdolt, die für die DSW an den Siemens-Hauptversammlungen teilnimmt. Sie sagte ferner: "Die Klimaschutzbewegung hat sich mit Siemens bewusst einen prominenten Namen vorgeknöpft. Jetzt hat sie die Weltöffentlichkeit." Siemens gehöre aber zu den fortschrittlichsten Unternehmen.
Die harte Kritik treffe einen Konzern, der im weltweiten Vergleich bereits eine Vorreiterrolle einnehme. Fakt sei, dass Siemens lediglich die Signaltechnik nach Australien liefere und nicht selbst die Kohle abbaue. Grundsätzlich müssten sich aber alle Betriebe ansehen, wozu ihre Produkte verwendet würden. Das betreffe auch jede kleine exportierte Schraube.
"Das kann für die deutsche Wirtschaft international zu Einbußen führen, da die Aufträge dann vermutlich von Konkurrenten übernommen werden. Andererseits ist die deutsche Industrie innovativ genug, um Lösungen anzubieten, die den Umwelt- und Klimaschutz integrieren."
Foto: Siemens, über dts Nachrichtenagentur