Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon fürchtet einen Ausverkauf von europäischen Industrieunternehmen an chinesische oder generell ausländische Investoren. "Man darf keinen Ausverkauf in dieser Situation machen", sagte Infineon-Chef Reinhard Ploss der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitagausgabe). "Vor allem wenn man sieht, dass die Finanzierung teilweise gestützt wird durch die chinesische Regierung."
Europa sollte im Rahmen eines fairen Miteinanders darauf achten, dass es seine relevanten Industrien nicht verliere. Forderungen in Politik und Wirtschaft wurden jüngst erhoben, Vorstöße von Chinesen zu verhindern. Aber auch die USA spielten diesbezüglich eine Rolle.
"Es gibt eine Reihe amerikanischer Unternehmen, denen die Liquidität aus den Hosentaschen quillt, da würde ich keinen großen Unterschied sehen, was Begehrlichkeiten angeht. Wir selbst sehen uns allerdings nicht als ein mögliches Ziel", so der Infineon-Chef. Am Donnerstagnachmittag ist formal die Übernahme des US-Chipherstellers Cypress vollzogen worden, nachdem sich der neun Milliarden Euro teure Zukauf um etwa vier Monate hinausgezögert hat.
Die Genehmigungen durch US- und chinesische Behörden ließen auf sich warten. Ploss führt das auch auf die Auswirkungen der Pandemie zurück. Der deutsche DAX-Konzern rückt mir der Akquisition an die Weltspitze der Chipbranche vor und ist aktuell die Nummer acht der Branche. Da die Finanzierung des Kauf bereits im Sommer vergangenen Jahres voll gesichert worden sei, bestehe kein Finanzierungsrisiko, sagte Ploss.
Infineon verfüge zudem über genügend eigene Liquidität, um die gegenwärtige Situation zu meistern. Daher habe der DAX-Konzern keinen Antrag bei der staatlichen KfW-Bank im Rahmen des Corona-Schutzschirms gestellt. In der gegenwärtigen globalen Krise sieht der Vorstandschef für den neuen Verbund Vorteile, weil es keine Überlappungen zwischen Infineon und Cypress und damit auch keine Reibungsverluste gebe, die die Schlagkraft behindern könnten. "Die Fortführung der Geschäft hat absolute Priorität, besonders in diesen Zeiten."
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