Der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Christian Kullmann, hat scharfe Kritik an Unternehmen geübt, die in der Krise Staatshilfen einstreichen und zugleich Gewinne an ihre Aktionäre ausschütten wollen. "Wer in der Not finanzielle Hilfen vom Staat bekommt, kann nicht zugleich Dividenden bezahlen", sagte Kullmann dem "Spiegel". Durch die Coronakrise rechne er auch in der Chemischen Industrie mit einer Vielzahl von Pleiten und Übernahmen.
Gerade für viele mittelständische Unternehmen werde es "bitter", weil die Auslandsmärkte wegbrächen. "Ohne Hilfe werden viele die Krise nicht überleben." Kullmann fordert einen "europäischen Rettungsschirm, ein Konjunkturprogramm ähnlich dem Marshallplan nach dem Zweiten Weltkrieg". Nur mit einem gemeinsam aufgelegten Hilfspaket sei die Wirtschaftskrise in Europa zu bewältigen. Der VCI-Präsident wendet sich gegen härtere Umweltauflagen der Europäischen Union.
Mit Blick auf den von der Kommission vorgeschlagenen Green Deal sagte er: Es könne nicht sein, dass sich Umweltverbände und Politiker aufschwängen, der Industrie zu sagen, was sie wie produzieren solle. Der sogenannte Green Deal müsse im Interesse der Industrie um soziale und wirtschaftliche Aspekte erweitert werden. Es dürfe nicht sein, dass "nur einseitig die Ökologie im Mittelpunkt steht". Die Chemische Industrie stehe zu den vereinbarten Klimazielen, sagte Kullmann. Aber man könne ihr in der Krise "nicht noch mehr Lasten aufsatteln, weitere unrealistische Ziele verkünden und noch mehr regulieren". Er befürchte, dass das die deutsche Industrie "nicht überleben" würde.
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