Nach dem Aufstieg der Deutsche Wohnen in den Deutschen Aktienindex (DAX) haben der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) und der Deutsche Mieterbundes (DMB) an die soziale Verantwortung des Berliner Großvermieters appelliert.
"Die Deutsche Wohnen hat in den vergangenen Jahren mit ihren Entscheidungen insbesondere in Berlin für heftige Diskussionen gesorgt. Als DAX-Unternehmen steht sie unter besonderer Beobachtung, von ihr wird nun neben einer wirtschaftlichen noch stärker eine soziale Verantwortung erwartet", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
Die Deutsche Wohnen habe den Weg der sozialen Verantwortung im letzten Jahr beschritten, "sollte ihn aber auch konsequent weiter gehen", mahnte Gedaschko. Grundsätzlich begrüßte er den DAX-Aufstieg der Wohnungsgesellschaft.
Eine dauerhafte Verschiebung im wichtigsten Leitindex mit mehr Immobilien- und Wohnungsunternehmen erwartet der GdW-Präsident aber nicht. Zwar sei die Beständigkeit von Wohnungsunternehmen in der Krise ein hohes Gut, werde sonst aber oft als langweilig wahrgenommen. "Wenn die Lufthansa wieder in voller Stärke erblüht, dann werden Wohnungsunternehmen vielleicht doch wieder als langweilig, weil markt- und wertkonstant, wahrgenommen", sagte Gedaschko. Auch geht er davon aus, dass eher weitere Tech-Unternehmen als Wohnungsunternehmen den Sprung in den wichtigsten deutschen Index schaffen.
"Insofern rechne ich nicht damit, dass die Wohnungsunternehmen dauerhaft einen größeren Anteil im DAX einnehmen werden", sagte Gedaschko. Anders sieht das Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten. "Das Geschäft mit Wohnungen bewährt sich auch in der Krise. Insofern sehe ich durchaus die Gefahr, dass es nicht bei der Vonovia und der Deutschen Wohnen im DAX bleiben wird, sondern weitere Wohnungskonzerne dazukommen werden", sagte Siebenkotten den Funke-Zeitungen.
Für Mieter seien solche DAX-Aufstiege nicht wünschenswert, da auch der Druck steige, höhere Gewinne zu erzielen und Dividenden auszuschütten. "Solange ein Wohnungskonzern seine soziale Verantwortung wahrnimmt und sich um die Belange seiner Mieter kümmert, spielt die Rechtsform auch keine Rolle. Aber die Deutsche Wohnen hat in den vergangenen Jahren diese soziale Verantwortung wiederholt nicht wahrgenommen", sagte der Mieterbund-Präsident. Auch bei dem zweiten im DAX vertretenen Wohnungskonzern, der Bochumer Vonovia, habe es in den vergangenen Jahren Unterschiede zwischen den Worten und den Taten beim Mieterschutz gegeben, kritisierte Siebenkotten.
Foto: Protest gegen Deutsche Wohnen, über dts Nachrichtenagentur