Der in dieser Woche festgenommene frühere Finanzvorstand von Wirecard, Burkhard Ley, spielte bei der geplanten 100-Millionen-Euro-Übernahme des umstrittenen chinesischen Finanzdienstleisters AllScore Payment eine maßgebliche Rolle.
So erklärte der frühere Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gegenüber dem SPIEGEL, Ley sei an Wirecards China-Markteintritt als »Senior advisor to the executive board«, also als strategischer Berater des Vorstands von Wirecard, beteiligt gewesen. Ley habe an Telefonkonferenzen »zu geopolitischen Updates bezüglich China« teilgenommen, so erinnert sich Guttenberg, dessen Firma Spitzberg Partners damals ebenfalls als Berater für Wirecard tätig war. Im September 2019 erschien Ley zudem bei einem Treffen von Wirecard mit dem zuständigen Abteilungsleiter von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Eingefädelt hatte den Termin der Ex-Geheimdienstbeauftragte Klaus-Dieter Fritsche.
Für Wirecard war neben Ley auch der Wirecard-Finanzvorstand Alexander von Knoop anwesend. Das Treffen mit den Wirecard-Vertretern habe dem »gegenseitigen Kennenlernen« gedient, erklärt ein Regierungssprecher. »Zudem informierte die Wirecard AG in allgemeiner Form über ihre Geschäftsaktivitäten in Fernost.« Kanzlerin Merkel hatte sich während ihrer Chinareise im September 2019 für die Übernahmepläne Wirecards eingesetzt.
Mittlerweile sitzt Ley in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, für Wirecard Unternehmen zu überhöhten Preisen aufgekauft zu haben. Leys Anwalt erklärte auf Anfrage, sein Mandant weise die Vorwürfe zurück. Zudem habe Ley freiwillig bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt.