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Abhör-Affäre bei VW: Vertrauliche Sitzungen des Autobauers systematisch mitgeschnitten

Eine Abhör-Affäre erschüttert Volkswagen. Während der jahrelangen Auseinandersetzung mit dem bosnischen Zulieferer Prevent wurden vertrauliche Sitzungen des VW-Konzerns systematisch abgehört, berichtet das Wirtschaftsmagazin Business Insider.

Demnach seien während der Jahre 2017 und 2018 die Strategie-Gespräche einer Sonderprojektgruppe heimlich aufgezeichnet worden. Insgesamt handele es sich um fast 50 Stunden Material.

Wie die Aufnahmen entstanden sind und genutzt wurden, ist bislang nicht geklärt. Auf Anfrage erklärte die Prevent-Gruppe, keine Kenntnis von den Audio-Mitschnitten zu haben. Volkswagen kündigte auf Anfrage eine umgehende Untersuchung des Vorgangs an. „Wenn interne und vertrauliche Sitzungen illegal dokumentiert und solche Informationen unberechtigt an die Öffentlichkeit gelangen, schockiert uns das zutiefst", sagte ein VW-Sprecher zu Business Insider. "Der Fall wird selbstverständlich untersucht.“ Dem Vernehmen nach läuft in Wolfsburg bereits die Suche nach einem Spion in den eigenen Reihen.

Vor mehr als drei Jahren eskalierte der Konflikt mit der Prevent-Gruppe, als zwei Tochterfirmen die Lieferungen von Sitzbezügen und Getriebeteilen stoppten und die Produktion von Golf- und Passat-Modellen tagelang lahmlegten. VW musste Tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, beugte sich kurz darauf dem Willen des Zulieferes.

Hinter den Kulissen arbeitete der Konzern aber im „Projekt 1“ an der „Aussteuerung“ des unliebsamen Geschäftspartners. Ziel des Lauschangriffs waren offenbar die internen Diskussionen der VW-Sondereinheit. "Das damalige interne Projektteam hatte die Aufgabe, weiteren Schaden vom Unternehmen, seinen Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten abzuwenden. Es wurde offen über alle möglichen Lösungsansätze diskutiert“, so ein VW-Sprecher.

Dabei sind die abgehörten Inhalte laut Business Insider für den Autohersteller brisant. So geht aus den VW-Tapes hervor, dass sich VW mit Daimler und BMW in seiner Prevent-Strategie abgestimmt hat. Demnach gab es konkrete Überlegungen, dass sich die Hersteller bei dem bayrischen Zulieferer Grammer einkaufen, um eine Prevent-Übernahme abzuwehren. „Das ist derzeit die Diskussion zwischen uns, Daimler und BMW. Und einem Finanzinvestor, der das für uns machen würde. Da hatte ich gestern schon einen ersten Entwurf, wie sowas aussieht“, sagt ein Manager 2017 in der Runde. Auf Anfrage behauptet VW dagegen, dass es keine abgestimmte Handlung mit anderen Autoherstellern gegeben habe.

Die Zusammenarbeit mit Prevent war endgültig vorbei, nachdem VW im März 2018 alle Verträge mit der Unternehmensgruppe gekündigt hatte. In der Folge überzogen sich beide Parteien gegenseitig mit unzähligen Klagen. "Die bislang vorliegenden Urteile sprechen eine klare Sprache, dass Prevent im August 2016 rechtswidrig die Belieferung eingestellt oder in einem anderen Fall mit der Einstellung der Belieferung gedroht hat", sagt ein VW-Sprecher. "Ein Gericht hat klar formuliert, dass ein Prevent-Unternehmen 'mit den Mitteln der Erpressung' agiert hat."

Dagegen wirft Prevent dem Volkswagen-Konzern "kriminelles Verhalten" vor. "Volkswagen war in den vergangenen Jahren offenbar besessen von dem Gedanken, Prevent und seine Tochterunternehmen um jeden Preis zu vernichten", sagt der Unternehmenssprecher. "Volkswagen hat dazu seine extreme Marktmacht rücksichtslos eingesetzt. Insgesamt sind wir überzeugt, dass Volkswagen an Prevent ein öffentliches Exempel statuieren wollte, wie man mit unabhängigen Zulieferern umgeht."

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