Markus Braun will laut eines Berichts reden. Der langjährige Chef des insolventen Finanzdienstleisters sei bereit, sich am 19. November den Fragen des Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Bilanzskandals zu stellen, berichtet das "Handelsblatt" (Montagausgabe) unter Berufung auf eigene Informationen. Damit käme schon wenige Wochen nachdem sich der Ausschuss konstituiert hat, der prominenteste Akteur in diesem beispiellosen Wirtschaftskrimi zu Wort.
"Herr Braun wird vor dem Untersuchungsausschuss aussagen. Angesichts der bestehenden Gesundheitsrisiken im Hinblick auf Covid-19 haben wir eine Videovernehmung beantragt", sagte sein Anwalt auf Nachfrage dem "Handelsblatt". Es würde kein einfacher Termin für Braun, der seit dem 22. Juli 2020 in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft sitzt.
Die Staatsanwälte verdächtigen den Manager, einer der Hauptverantwortlichen für "gewerbsmäßigen Bandenbetrug" zu sein, bei dem die Wirecard-Chefetage über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll, um das Unternehmen über Wasser zu halten und Kredite zu erschwindeln.
Auf diese Weise sollen Braun und seine Komplizen kreditgebende Banken und Investoren um mehrere Milliarden Euro geprellt haben, die nun höchstwahrscheinlich verloren sind. Außerdem wird Braun Untreue, unrichtige Darstellung und Marktmanipulation in mehreren Fällen vorgeworfen. Wirecard hatte Ende Juni Insolvenz angemeldet.
Das Unternehmen aus Aschheim bei München soll jahrelang seine Bilanzen gefälscht haben. Mehrere Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten in Asien liegen sollten, sind nicht auffindbar. Inzwischen hat Insolvenzverwalter Michael Jaffé das Sagen. Er wickelt das Unternehmen Stück für Stück ab.
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss soll mögliche Versäumnisse im Umgang der Bundesregierung und ihrer Behörden wie der Bafin mit dem Fall Wirecard aufklären. Das Gremium wurde von den Oppositionsfraktionen der Linken, Grünen und FDP beantragt. Er will neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) anhören.
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