IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis attackiert den Conti-Konzern wegen des Abbaus Zehntausender Stellen scharf. "Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle meint wohl, einfach durchregieren zu können", sagte Vassiliadis der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe). "Wir werden dafür sorgen, dass Conti zur Vernunft zurückkehrt und respektvoll mit seinen Beschäftigten umgeht. Dieser Stellenabbau wird teuer."
Der Fall des profitablen Reifenwerks Aachen zeige, worum es dem Konzern wirklich gehe. "Sie wollen das Werk dichtmachen und die Kapazitäten später an Niedriglohnstandorten wiederaufbauen. Wir hätten mögliche Investoren fürs Werk, Conti blockiert." Der Gewerkschaftschef fordert, generell das Doppelstimmrecht von Aufsichtsratschefs abzuschaffen. Damit hatte Reitzle den Stellenabbau durchgesetzt. Bei Streit um Stellenabbau oder Fabrikverlagerungen solle künftig ein Schlichter zwischen Kapital und Arbeit vermitteln. Vassiliadis kündigte an, bei den Vorstandswahlen 2021 erneut als Gewerkschaftschef anzutreten. Er übte Kritik an der SPD, der er seit 40 Jahren angehört, und deren Entwicklung ihn sorge. Mit Blick auf das reale Leben der Beschäftigten sei in der Partei Erfahrung verloren gegangen. "Früher war sie breiter aufgestellt, da waren mehr dual Ausgebildete, Betriebsräte, kleine Handwerker oder Künstler aktiv." Der Gewerkschaftschef ließ Sympathien bei der Wahl zum CDU-Vorsitz erkennen. "Natürlich würde die Union mit Friedrich Merz wirtschaftsliberaler. Wird er gewählt, gibt es sicher mehr Konfliktthemen mit den Gewerkschaften." Auch Armin Laschet sei kein geborener Gewerkschaftsfan, aber er verkörpere nordrhein-westfälische Dialog- und Konsenskultur. "Um Herausforderungen wie die Transformation unserer Industrie zu schultern, ist das ein absolut sinnvoller Ansatz."
Foto: IG BCE, über dts Nachrichtenagentur