Continental-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle warnt vor Alleingängen der Autokonzerne BMW, Daimler und Volkswagen bei der Entwicklung digitaler Betriebssysteme. "Es ist ein historischer Fehler, wenn jeder Hersteller versucht, seine eigene Software-Plattform zu entwickeln", sagte Reitzle dem "Spiegel". Den kriselnden Autozulieferer Continental will er künftig konsequent auf Software-Entwicklung ausrichten.
Nur mit einem gemeinsamen Kraftakt habe die Autoindustrie noch eine Chance gegen Tesla. Den US-Rivalen hätten die hiesigen Hersteller viel zu lange unterschätzt. Die Deutschen hätten zu lange den Fehler gemacht, "Spaltmaße und Haptik zu vergleichen, anstatt Teslas Autos als das zu begreifen, was sie wirklich sind: rollende Datensammelplattformen", so Reitzle. In einigen Jahren werde es weltweit nur noch drei oder vier Betriebssysteme fürs Auto geben, prognostiziert der Conti-Chefaufseher.
Er plädiert für eine "standardisierte, europäische Plattform". Die Autohersteller hingegen haben sich von früheren Plänen für eine Zusammenarbeit bei der Software-Entwicklung weitgehend verabschiedet. "Wir müssen es jetzt erst mal schaffen, ein einheitliches Betriebssystem für unsere eigenen zwölf Konzernmarken zu schaffen", sagte Markus Duesmann, Audi-Chef und VW-Entwicklungsvorstand, dem "Spiegel".
Das sei "schon kompliziert genug". Erst wenn das konzernweite Betriebssystem stehe, voraussichtlich 2024, könne man über Partnerschaften noch einmal nachdenken. Auch BMW sucht sein Heil im Alleingang. "Software gehört ins Herz des Unternehmens", sagte der neue BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber dem Nachrichtenmagazin. Sie müsse eng an die Entwicklung der Hardware gekoppelt sein.
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