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Osteuropa-Börsen boomen

DAX mit neuem Allzeit-Hoch bei erstmals über 16.000 Indexpunkten. Osteuropa-Börsen weiterhin als Outperformer. Exotenbörsen aus Osteuropa kommen. Kasachstan +46 Prozent beim KTX-Index. Moskauer Börse schon +30 Prozent.

 

von Andreas Männicke

Osteuropa-Börsen weit besser als der DAX trotz neuem Allzeit-Hoch

Der deutsche Aktien-Index DAX erreichte zwar auch am Freitag, dem 13. August (also an einem Glückstag!) ein neues Allzeit-Hoch mit intraday erstmals über 16.000 Indexpunkte; weit besser schnitten aber wieder einmal viele Börsen aus Osteuropa ab, was kaum bekannt ist. Die Börsen aus Osteuropa werden nur selten in westlichen Medien thematisiert, was erstaunt, denn es ist nicht das erste Mal, dass die Börsen aus Osteuropa die Performanceranglisten der Weltbörsen anführen. So überzeugte schon im Jahr 2019 die Moskauer Börse mit einem Kursplus von fast 50 Prozent. Auch in diesem Jahr erreichte der RDX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Aktien, ein Plus von über 30 Prozent.

Joe Biden warnt vor einem dritten Weltkrieg nach Hackerangriffen

Die russische Wirtschaft erholte sich viel schneller von der Corona-Krise als viele westliche Länder, sie verschuldet sich dabei aber auch nicht so hoch wie viele westliche Länder. Des wird in den westlichen Medien kaum erwähnt. Die politischen Spannungen mit der EU und den USA sind aber weiterhin sehr groß. Die USA machen – oft ohne klare Beweise - Russland und China immer wieder für Hackerangriffe auf die heimische Wirtschaft verantwortlich. Joe Biden warnte unlängst sogar davor, dass fortgesetzte Hackerangriffe (aus China und Russland) in großem Stil zu einem dritten Weltkrieg führen könnten.  An den Börsen kam diese Warnung bisher aber noch nicht an.

Kein neuer Lockdown in Russland trotz hoher Zahl von „Corona-Toten“

Selbst die sich schnell ausbreitende Delta-Variante sorgt im Moment noch nicht für Beunruhigung an der Moskauer Börse, da es noch nicht zu einem neuen Lockdown gekommen ist. In Russland ist die Impfbereitschaft immer sehr gering. Erst 27 Prozent der Bevölkerung sind „durchgeimpft“. Es soll auch fortan zu keinem neuen Lockdown kommen, obwohl die Zahl der „Corona-Toten“ unlängst das Rekordniveau von 800 täglich überschritt.

Gazprom trotz politischer Risiken weiterhin stark nachgefragt

Stark nachgefragt auch an deutschen Börsenplätzen bleibt der Gasgigant Gazprom. Der Kurs stieg in der vergangenen Woche auf ein neues Jahres-Hoch von 6,74 €.  Im letzten Jahr war die Aktie im April noch bei 3,6 € zu bekommen. Gazprom bleibt zwar nicht nur wegen des umstrittenen Baus der Nordischen Pipeline ein „Politikum“, sondern auf der anderen Seite aber auch die preiswerteste Energieaktie der Welt mit den höchsten Dividendenrenditen von über 10 Prozent. Es gibt aber auch andere Rohstoffwerte aus dem Metallsektor in Russland, die sehr attraktiv bewertet werden mit ebenfalls sehr hohen Dividendenrenditen im zweistelligen Prozent-Bereich.

Starker Rubel trotz fallender Ölpreise

Der für Russland wegen der hohen Exporteinnahmen sehr wichtige Brentölpreis fiel zwar im August kräftig von 75 auf 70 USD/Barrel, dennoch blieb der Rubel sehr stabil nahen dem Jahres-Hoch bei 86,2 EUR/RUB, weil die russische Notenbank wegen der zu stark gestiegenen Inflation den Zinssatz um 1 Prozent auf 6,5 Prozent anhob. Neben Kursgewinnen an der Moskauer Börsen, gab es also auch Währungsgewinne, was im letzten Jahr nicht der Fall war.

Kasachstan (+46%!) lockt mit niedrigen Bewertungen und hohen Dividendenrenditen

Noch besser als die Aktien in Russland performen aber die Aktien aus Kasachstan. Auch hier gibt es eine Reihe von Aktien mit sehr niedrigen Bewertungen und sehr hohen Dividendenrenditen. Der KTX-Index, ebenfalls ein Kunstprodukt der Wiener Börse für Aktien aus Kasachstan, stieg in der vergangenen Woche auf das neue Jahr-Hoch von 584 Index-Punkten was ein Plus von 46 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet.

Baltische Länder bleiben die „Oasen der Stabilität!

Weit überdurchschnittlich performen aber auch die baltischen Börsen aus Estland, Litauen und Lettland. Die meisten Länder aus Osteuropa weisen viel geringere Verschuldungsrade, aber wesentlich höhere Wachstumsraten aus, was sie weiterhin attraktiv erscheinen lässt, zumal die Bewertungen sehr gering sind. Die schnell wachsenden baltischen Länder bleiben der „Oasen der Stabilität“ – auch nach der Corona-Krise.

11 Börsen aus Osteuropa können den DAX weiterhin outperformen

Ein Drittel der am 30 am besten performenden der Welt stammen wieder einmal aus Osteuropa, nur kaum ein deutscher Anleger profitierte aus besagten Gründen davon.  Sicherlich sind die meisten Osteuropa-Börsen mit Ausnahme der Moskauer und Warschauer Börse aber auch relativ kleine und illiquide Börsen, ganz zu schweigen von den Börsen aus den GUS-Republiken oder aus Südosteuropa. In den Haussephasen performen die Osteuropa-Börsen meistens besser; im Baissephasen oder bei Aktien-Crashs wie im März 2020 kommen sie aber auch mehr unter die Räder, was man durch Cross-Hedging aber absichern kann.

Insgesamt 11 Börsen aus Osteuropa zählen nun schon wieder zu den 30 am besten performenden Börsenplätzen der Welt angeführt von Kasachstan mit +46 Prozent, gefolgt von Estland (+35,5%), Bulgarien (+34,3%), Tschechien (+32,8%), Ukraine (+32,7%), Russland (+25,1%), Slowenien (+25,3%), Rumänien (+26,8%), Bosnien (+19,1%), Ungarn (+18,6%) und Litauen (+17,9%).

Unter den zentralosteuropäischen Börsen performte diesmal am besten die Prager Börse. Aber auch die Budapester Börse konnte den DAX outperformen. Etwas zurück blieb in diesem Jahr die Warschauer Börse. An der Warschauer Börse gibt es aber gute Chancen im Wachstums-Marktsegment für Small- und Mid Caps „New Connect“, wo unter anderen die Hersteller von Video-Spielen schon Weltgeltung erlangten. So gibt es immer wieder neue Chancen an den Börsen Osteuropas, die der Anleger nutzenkann, wenn er davon erfährt.

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