Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen den ehemaligen Wirecard-Aufsichtsratschef Klaus Rehnig. Eine Sprecherin der Behörde bestätigte dem Handelsblatt auf Nachfrage den Eingang einer Geldwäsche-Verdachtsmeldung der Deutschen Bank.
Demnach veranlasste Rehnig zwei Tage vor der Wirecard-Insolvenz im Juni 2020 den Verkauf von 303.040 Wirecard-Aktien im Wert von 5,6 Millionen Euro aus dem Depot seiner Ehefrau. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte: „Wir ermitteln wie gewohnt ergebnisoffen in alle Richtungen.“
Die Deutsche Bank hatte die Verdachtsmeldung an die Anti-Geldwäschebehörde Financial Intelligence Unit (FIU) geschickt, diese leitete sie weiter an das bayerische Landeskriminalamt. In dem Schreiben der FIU aus August 2020 wird der von Rehnig veranlasste Verkauf kurz vor der Insolvenz als „verdächtig“ bezeichnet. Außerdem schilderte die FIU Hinweise darauf, dass Rehnig offensichtlich noch über gute Kontakte zu ehemaligen Mitarbeitern und Kollegen bei Wirecard verfüge.
Rehnig hält die Ermittlungen für absurd: „Das ist alles dummes Zeug, weil irgendein Banker gedichtet hat und sich daraufhin die Behörden seit einem Jahr unterhalten“, sagte der Ex-Aufsichtsratschef dem Handelsblatt. „Die Behörden sind nicht fähig, das Problem zu lösen.“
In dem Schreiben an das Landeskriminalamt listete die Geldwäschebehörde FIU weitere verdächtige Transaktionen auf. Demnach sollen Rehnig oder seine Angehörigen unter anderem im Vorfeld der Veröffentlichung eines Sonderprüfberichts von KPMG vom 28. April 2020 Aktien verkauft haben. Tags zuvor lag der Wirecard-Kurs bei 132 Euro, danach fiel er auf unter 100 Euro. Rehnig war einer der ersten Investoren bei Wirecard und saß von 2002 bis 2008 dem Aufsichtsrat vor. In seine Amtszeit fällt unter anderem die Einstellung von Markus Braun als CEO von Wirecard. Braun befindet sich inzwischen seit mehr als einem Jahr in Untersuchungshaft.