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USA und Europa kurz vor Abschwungphase

Dunkle Wolken aus China: Evergrande und nachlassendes Wachstum bereiten Sorgen. Inflation dürfte bis zum Ende der Corona-Restriktionen hoch bleiben. Bewertung von Investment Grade und High Yield Corporate Bonds unattraktiv, Crossover-Strategie weiterhin chancenreich.

 

Oktober 2021 Hin und Her – davon war das Rentenjahr 2021 bisher geprägt: Zu Beginn gab es einen Zinsanstieg am langen Ende, im Verlauf des zweiten und dritten Quartals fielen die Zinsen wieder, um Ende September wieder leicht anzusteigen. Für Rentenanleger nicht schön – genauso wenig wie die anziehende Inflation. Zumindest aber treibt Corona dank der steigenden Impfquoten trotz vierter Welle in den USA und abgeschwächt auch in Europa die Märkte nicht mehr so stark wie in den vergangenen Monaten.

Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone und den USA sind nach der Erholung der vergangenen Monate auf hohen Niveaus angekommen, auf denen sie auch erst einmal verbleiben dürften. Sorgen hingegen verbreitet China: Das verarbeitende Gewerbe scheint dort im Rückwärtsgang, die Frühindikatoren sind zuletzt unter die entscheidende Marke von 50 gefallen. Ähnlich sieht es im Dienstleistungssektor aus: Während dieser sich in Europa und den USA langsam von den Corona-Restriktionen erholt, notiert der chinesische Einkaufsmanagerindex auch hier unter 50. „Mit Blick auf den Wirtschaftszyklus sieht man, dass China nicht erst seit der Evergrande-Krise schwächelt: Bereits im Februar/März dieses Jahres markierten dort die Frühindikatoren den Bruch von der Expansions- in die Abschwungphase“, erklärt Rentenexperte und Fondsmanager der StarCapital Dynamic Bonds Adam Choragwicki. An einem ähnlichen Punkt steht nun auch Europa, die USA dürften zeitnah folgen. 

Die Konsumenten in den USA und Europa sehen sich zudem durch das Auslaufen der staatlichen Unterstützungsprogramme belastet. Ein Blick auf die deutschen und US-amerikanischen Sparquoten zeigt, dass die US-Sparer die zusätzlichen Gelder bereits zu erheblichen Teilen wieder ausgegeben haben, in Deutschland ist ein ähnlicher, wenn auch nicht so starker Trend erkennbar. „Aus einigen Konjunkturprogrammen könnten so im vierten Quartal und dem ersten Halbjahr 2022 Konjunkturbremsen werden“, befürchtet Choragwicki.

Inflation und Rohstoffpreise bleiben hoch

Besonders augenfällig sind momentan jedoch die hohe Inflation und die hohen Rohstoffpreise. Letztere verzeichnen seit Jahresbeginn einen Anstieg von 50 bis 60 Prozent. Trotz einiger Entspannung bei konjunktursensitiven Stoffen wie Eisenerz, Kupfer, Aluminium und Holz ist ein Ende auf breiter Basis nicht in Sicht – dazu sind die Preisanstiege bei Öl und Gas zu stark. „Daher gehen wir davon aus, dass die Inflation weiterhin auf hohem Niveau verbleiben und somit die Konjunktur belasten dürfte“, so Choragwicki. Gleichzeitig treibt Angebot und Nachfrage die Inflation: Besonders gut zu erkennen ist das an den Container-Frachtraten, die sich teilweise verfünffacht haben. Das liegt an den weiterhin durch die No-Covid-Strategie in vielen asiatischen Ländern belasteten Lieferketten. In den USA steigen mit den Erzeugerpreisen zudem die Löhne, sodass es potenziell zu einer kleinen Lohnpreisspirale kommen könnte, die wiederum die Preise belastet. „Mit einer Erholung von der angebotsgetriebenen Inflation rechnen wir erst dann, wenn auch in Asien die Impfquoten gestiegen sind – vor dem ersten Halbjahr 2022 dürfte das aber nicht der Fall sein“, resümiert Choragwicki.

Die Besorgnis über die Inflation wir auch von den Zentralbanken geteilt – allerdings können sie wenig dagegen tun „Eine nachfragegetriebene Inflation kann man durch Zinserhöhungen im Zaum halten oder gar abstellen“, erläutert Choragwicki, „liegt der Grund aber wie aktuell auf der Angebotsseite, ist dem geldpolitisch kaum beizukommen. Da hilft nur die Lösung des Corona-Problems.“ Und so hat die Fed bereits angekündigt, ab November ihr Anleihekaufprogramm in kleinen Schritten reduzieren zu wollen – bis zum Sommer 2022 sollte es beendet werden. Der Markt erwartet entsprechend für das vierte Quartal 2022 die erste Zinserhöhung. Die EZB ist zurückhaltender: Sie hat zwar weniger Anleihekäufe angekündigt, ganz abschaffen wird sie das Instrument aber eher nicht.

Unternehmensanleihen: IG und HY gleichermaßen unattraktiv

Sowohl in den USA als auch in Europa sind die Risikoprämien für Investment Grade- und High Yield-Anleihen sehr stark gefallen. Bei EM-Bonds in USD ist der Markt langfristig betrachtet zwar nicht teuer, aber die Entwicklungen rund um Evergrande sind nicht ermutigend und die Kreditqualität vieler EM-Emittenten hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. „Unsere Creditscorecard, in der Bewertung, Wirtschaftszyklus, Finanzierungskonditionen, Risikobereitschaft und Positionierung einfließen, hat sich für alle Sparten – Investment Grade Europa und USA, High Yield Europa und USA sowie Emerging Market-Bonds (HC) – klar verschlechtert. Da ist einfach keine Attraktivität gegeben“, sagt Choragwicki. Der Fokus des Rentenexperten liegt daher weiterhin auf Crossover-Anleihen, denn hier werden langfristig attraktive Risikoprämien gezahlt ohne dass ein deutlich höheres Ausfallrisiko in Kauf genommen werden müsste. „Im Vergleich zu IG Anleihen bekommen Sie, obwohl Sie nur eine Ratingstufe schlechter gestellt sind, fast das Dreifache an Risikoprämie“, so Choragwicki. 

 

Entsprechend verändert hat der Fondsmanager die Allokation im Star Capital Dynamic Bonds: „Hochzinsanleihen, Investment-Grade-Papiere und EM Bonds haben wir reduziert, erhöht dagegen vor allem die Liquidität. So können wir bei einer Marktkorrektur flexibel unser Engagement im Crossover-Bereich erhöhen.“ Weiterhin hält Choragwicki Unternehmensanleihen im Portfolio, von denen er langfristig überzeugt ist: Dazu gehört etwa Syngenta – einer der weltweit größten Agrarchemie-Konzerne mit Schwerpunkt Saatgut und Pflanzenschutz, der sich zu 100 Prozent im Besitz der chinesischen Staatskonzerns ChemChina befindet und eine starke internationale Länderdiversifikation aufweist. „Mit der größten europäischen Hotelkette Accor haben wir zudem auch einen klassischen Corona-Verlierer im Portfolio – aber ein schlechtes Jahr reicht unserer Meinung nach nicht aus, um ein gesundes Unternehmen zu zerstören. Wir sehen für Accor gute Chancen – ebenso wie für das Healthcare-Unternehmen Organon (eine Ausgründung des Pharma-Riesen Merck & Co.), das ein stabiles Geschäftsmodell zum günstigen Preis bietet und perspektivisch zum Rising Star aufsteigen könnte.“

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