Der Autobauer BMW wird am Kapitalmarkt ungewöhnlich scharf kritisiert. Michael Muders, Fondsmanager von Union Investment, attestiert dem Dax-Konzern im Gespräch mit dem Handelsblatt ein „Glaubwürdigkeitsproblem“.
BMW sei zu lange beim Mantra von der Technologieoffenheit geblieben und habe so den Wandel zur Batterieelektrizität als künftigen Antriebsstandard ein Stück weit verschlafen. „Jetzt wird zwar umgesteuert, aber das kostet sehr viel Geld“, moniert Muders. „BMW zahlt nun den Preis für seinen fehlenden Mut. Mercedes-Benz kann in den kommenden Jahren eine Marge von 15 Prozent schaffen, BMW eher nicht.“
Was Muders besonders stört: „Bei BMW herrscht mitunter noch eine Attitüde vor, wonach das Unternehmen grundsätzlich immer alles richtig macht. Es gibt keine echte Fehlerkultur. Dabei ist Selbsterkenntnis und Demut der erste Schritt, um nach vorne zu kommen.“ Zudem sei BMW-Chef Oliver Zipse am Kapitalmarkt „nicht sichtbar“.
Auch Ingo Speich, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, kritisiert BMW. „Im Vergleich zu Wettbewerbern im Premiumbereich ist die Marge von BMW enttäuschend.“ Der Autobauer setze aus Sicht des Experten womöglich auf ein zu breites Spektrum an Antrieben – von Diesel- und Benzinverbrennern über Plug-in-Hybride und rein Batterie-Elektroautos bis zur Brennstoffzelle. „BMW hat durch diese Vielfalt mehr Flexibilität, aber auch einen komparativen Kostennachteil“, sagt Speich. Dieser Nachteil liegt bei etwa 200 bis 300 Euro pro Fahrzeug im Vergleich zu Anbietern, die voll auf Elektromobilität setzen.
Eine BMW-Sprecherin dagegen betont: „Wir haben das beste Rating aller europäischen Hersteller.“ Von der neuen 7er-Reihe, die BMW am Mittwoch vorstellen wird, erhofft sich der Konzern Rückenwind. Die Luxuslimousine, die erstmals auch vollelektrisch angeboten wird, gilt als eine der profitabelsten Baureihen des Konzerns.