Der Prüfungs- und Beratungskonzern EY will angesichts des Wirecard-Skandals seine Compliance- und Risikomanagement-Systeme stärken. Das berichtet der "Spiegel". Knapp zwei Jahre nach Wirecards Ende hat EY demnach eine Art Leitfaden publiziert, um ähnliche Desaster künftig zu verhindern.
Auf 44 Seiten hat der Konzern in 29 Empfehlungen zusammengetragen, was sich ändern soll. Die Maßnahmen gehen auch auf Erkenntnisse einer Expertenkommission unter Vorsitz von Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) und der früheren Bundeswirtschafts- und Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) zurück. Sie haben acht Monate mit den Wirtschaftsprüfern gearbeitet, im ersten Halbjahr 2023 sollen sie überprüfen, ob der Konzern umgesetzt hat, was beschlossen wurde. "Das Management hat fabelhafte Projekte auf den Weg gebracht, um Prüfungsqualität, Kontrollen und Compliance - also die Einhaltung von Regeln und Gesetzen - zu verbessern", sagte Waigel dem Nachrichtenmagazin. "Doch jetzt kommt es darauf an, wie all das umgesetzt und mit Leben gefüllt wird."
EY verspricht unter anderem weniger Arbeitsbelastung für Prüfer, mehr Diversität, angstfreie "Speak up"-Kultur, aber auch mehr Personal und die Einrichtung eines sogenannten "Risk & Audit Quality Boards". Das neue Gremium soll viel genauer als bisher prüfen, mit welchen Mandanten sich EY einlässt. "Wenn das neue Gremium gut arbeitet und auch die Revision wie geplant gestärkt wird, setzt EY damit neue Standards", so Waigel. EY solle im Zweifel auch mal ein Mandat ablehnen, "wenn die Ressourcen dafür nicht verfügbar sind". In der Vergangenheit sei die Belastung der Prüfer mitunter offenbar zu stark gewesen. Ein Fokus soll auch auf der Whistleblower-Hotline liegen. "Es ist entscheidend, dass Hinweisen von Whistleblowern konsequent nachgegangen wird und auch andere externe Quellen wie Medien systematisch genutzt werden", sagte Waigel.
Foto: Ernst & Young, über dts Nachrichtenagentur