Der Autokonzern sei „viel zu abhängig“ von China und Korea, sagt Manfred Schoch, der noch stellvertretender Aufsichtsratschef ist. Er fordert mehr Mut vom Vorstand und ein neues Modell: den Urbanauten.
Der langjährige Vorsitzende des BMW-Betriebsrats, Manfred Schoch (66), fordert vom Vorstand den Einstieg in die Batteriezellenproduktion. „Wir brauchen die Zelle“, sagte Schoch dem manager magazin. BMW und auch andere Autohersteller seien „viel zu abhängig von Herstellern in China und Korea“. „Die haben dort wirklich Mittel, die deutsche Autoindustrie brutal zu treffen.“ BMW verlässt sich bei der Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos bislang auf Zulieferer, forscht aber selbst in einer Pilotanlage.
Schoch hat sein Amt Ende März nach 35 Jahren an der Betriebsratsspitze an Martin Kimmich übergeben. Im Interview mit dem manager magazin mahnte er beim Vorstand einmal mehr Mut an. Für das neue elektrische Modell i4 etwa plane der Vorstand mit 120.000 verkauften Autos pro Jahr zu vorsichtig. „Ich bin sicher, dass wir auch 240.000 im Jahr verkaufen könnten“, sagte Schoch. Ein ähnliches Beispiel sei der Urbanaut, eine Lounge-Version des Mini, für autonomes Fahren konzipiert und bislang nur als Prototyp vorgestellt. Der Vorstand gebe das Auto bislang nicht frei, sehe keinen akzeptablen Business-Case. „Aber erstens gäbe es einen Ansturm auf dieses Auto, und zweitens muss man bei solchen Visionen auch mal mutig sein.“
Insgesamt zog Schoch eine positive Bilanz seiner Amtszeit. Es sei „unter anderem mein Verdienst, dass dieses Unternehmen anständig geblieben ist“. Überall werde darüber geredet, dass die Kluft zwischen Arm und Reich wachse. „Bei BMW wächst sie nicht.“ Für 2021 habe das Unternehmen nicht nur eine Rekorddividende ausgeschüttet, sondern auch die höchste Mitarbeiterbeteiligung der Konzerngeschichte.