Nachdrücklich gegen einen Rückzug aus Russland hat sich der Vorstandsvorsitzende des Gesundheitskonzerns Fresenius, Stephan Sturm, ausgesprochen.
„Wir können doch nicht Leben gegeneinander aufrechnen“, sagte der Chef des Dax-Konzerns, dessen Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care (FMC) in Russland 100 Dialysekliniken betreibt, in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Selbst wenn einer der Dialysepatienten in Russland ein Unterstützer von Wladimir Putin wäre, könne man ihn nicht mit dem Tod bestrafen, indem man die Behandlung einstelle, betonte Sturm.
Der 58 Jahre alte Manager sprach sich zugleich gegen ein Gasembargo von Seiten des Westens aus. Dies oder das Zudrehen des Gashahns durch Russland würde zu nicht absehbaren ernsten Konsequenzen führen, zeigte er sich überzeugt. „Dass man dann eben einfach einen zusätzlichen Pullover anziehen soll, das ist eine grobe Vereinfachung und Verharmlosung der Faktenlage, die in die Irre führt“, sagte Sturm, der seit sechs Jahren an der Spitze von Fresenius steht.
Mit der Entwicklung des eigenen Aktienkurses zeigte sich Sturm unzufrieden. Seit seinem Amtsantritt hat sich der Wert der Fresenius-Aktie in etwa halbiert, während der Dax zeitweise mehr als 50 Prozent zulegte. Der enttäuschende Trend nach unten könnte auch ein Thema auf den Hauptversammlungen von FMC und Fresenius am Donnerstag und Freitag sein. Sturm begründete ihn mit einer erheblichen Skepsis am Kapitalmarkt hinsichtlich „diverser langfristig angelegter Investitionen“, die Fresenius angegangen sei. Der Fresenius-Chef bekannte, selbst 2017 zu Kursen um 65 Euro eingestiegen zu sein. Am Dienstag notierte die Aktie um die 33,50 Euro.