Der Dax ist am Dienstagmorgen mit Zugewinnen in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 17.995 Punkten berechnet, 0,8 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag. An der Spitze der Kursliste rangierte SAP. Der Softwarekonzern konnte zuletzt erneut ein kräftiges Wachstum verbuchen. Hauptgrund dafür dürfte das Rekordplus beim Auftragsbestand für das Cloud-Geschäft gewesen sein. "Jetzt geht es an der Börse darum, die Enttäuschung über eine weit ins Jahr 2024 hinein verschobene Zinswende der US-Notenbank Hoffnung durch eine insgesamt erfreuliche Berichtssaison zu kompensieren", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets.
"Die Eintrübung der geldpolitischen Umstände hat die Marktkapitalisierung der Wall Street seit Ostern um gut 2.000 Milliarden Dollar verringert." Vor allem Technologieaktien seien schwer gebeutelt worden. Der Dax sei in dieser Korrektur um 3,7 Prozent gefallen, der S&P 500 umgerechnet in Euro 4,3 Prozent und der Nasdaq 100 um ganze 6,2 Prozent.
"Dass die Zinsen längere Zeit höher bleiben werden und das wahrscheinlich auch für die Inflation gelten wird, ist bekannt und in die Kurse mittlerweile eingepreist. Nun geht es um das Mikro-Thema der anstehenden Berichtssaison, in der man insbesondere die großen Unternehmen darauf abklopfen wird, ob sie ihre teilweise ambitionierten Bewertungen auch weiterhin rechtfertigen können."
Anleger hätten nach der Eintrübung im Makro-Umfeld in eine ängstliche Stimmung gewechselt, so Stanzl weiter. "Mit dem Wissen um eine Zinssenkung im Juni durch die Fed waren sie noch gierig und teilweise extrem gierig gestimmt. Dies dürfte der Notenbank äußerst gelegen kommen. Sie benötigt für eine Zinswende nun noch eine Abkühlung der Konjunktur und in den Frühindikatoren spielt die Entwicklung des Aktienmarktes eine große Rolle."
Am Dienstag stehen auch die Quartalszahlen von Tesla an. "In den vergangenen Monaten wurde die Schere der Bewertungen von Tesla gegenüber traditionellen Autobauern vor allem durch einen Rutsch in der Tesla-Aktie angeglichen. Die Anleger, die auf den Kosten- und Margen-Vorteil gegenüber der Konkurrenz gesetzt haben, verabschieden sich aus der Aktie." Denn dieser habe sich mittlerweile stark verringert oder sei gar nicht mehr vorhanden und Tesla nun auf der Suche nach neuen Aktionären. "Elon Musks Idee ist der Aufbau einer Flotte von Robotaxis, ein Vorhaben, das allerdings bereits mehrmals in der Vergangenheit durch andere Anbieter wie Uber scheiterte."
Tesla werde erstmals seit vier Jahren vermutlich einen Umsatzrückgang sowie einen um 40 Prozent gesunkenen Betriebsgewinn vermelden. "Inmitten dieser Entwicklungen hat Musk die größten Entlassungen in der Firmengeschichte vorgenommen, während er eine enorme Auszahlung an sich selbst wiederbeleben will, was für interne Unruhe sorgt. Anleger suchen unterdessen nach einer neuen Story." Es sei gut möglich, dass Tesla diese am Abend nicht überzeugend liefern könne. Ein Rutsch der Aktie auf 100 Dollar sei nicht mehr auszuschließen, wenn die schlechte Stimmung nicht gedreht werden könne, sagte Stanzl.
Die europäische Gemeinschaftswährung war am Dienstagmorgen etwas stärker: Ein Euro kostete 1,0655 US-Dollar (+0,05 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9385 Euro zu haben. Der Goldpreis zeigte sich schwächer, am Morgen wurden für eine Feinunze 2.306 US-Dollar gezahlt (-0,9 Prozent). Das entspricht einem Preis von 69,59 Euro pro Gramm. Der Ölpreis stieg unterdessen leicht: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr deutscher Zeit 87,16 US-Dollar, das waren 16 Cent oder 0,2 Prozent mehr als am Schluss des vorherigen Handelstags.
Foto: Frankfurter Börse, über dts Nachrichtenagentur