Kommentar von Peter Niedermeyer
Liebe Leser,
ein Gedankenspiel: Angenommen, jemand hat ein kleines Unternehmen gegründet und bietet Ihnen an, dieses vollständig zu kaufen. Sie erkundigen sich nach Umsätzen und Gewinn dieses Unternehmens. Schwarz auf weiß wird Ihnen vorgelegt: Die Umsätze stiegen zuletzt stark an. Im ersten Halbjahr 2017 lagen die Umsätze den Aufzeichnungen zufolge bei 1.770 Euro. Im ersten Halbjahr 2016 waren es 775 Euro gewesen. Das ist also ein Anstieg von 128%! Aha, und was blieb als Ergebnis übrig? Nun, im ersten Halbjahr 2017 waren das – vor Steuern – 1.220 Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es 359 Euro. Damit hat sich das Ergebnis vor Steuern im Jahresvergleich mehr als verdreifacht! Und auch nach Steuern blieb ordentlich etwas übrig, nämlich 819 Euro (nach 256 Euro im Vorjahreszeitraum).
Bitcoin Group: Ist der Kursanstieg gerechtfertigt?
Wie kommen die Umsätze eigentlich zustande? „Durch Beratungsleistungen sowie Vermittlungsleistungen“. Und was wird vermittelt? Transaktionen, um das Beispiel einfach zu halten. Aha. Also, wenn Sie nur diese Angaben haben, wie viel würden Sie für eine komplette Übernahme des Unternehmens ihres Nachbarn zahlen? Mal eben schlappe 256.000 Euro? Eher nein, da Ihnen der Kaufpreis doch reichlich überteuert vorkommt angesichts der Bilanz? Aber exakt so sind die Verhältnisse bei der Bitcoin Group derzeit!
Wenn Sie die oben genannten Zahlen inkl. Kaufpreis von 256.000 Euro jeweils mit 1.000 multiplizieren, dann haben Sie die aktuellen Relationen des börsennotierten Unternehmens „Bitcoin Group“. Und diese Diskrepanz zwischen realen wirtschaftlichen Kennziffern und Marktkapitalisierungswert nennt man dann „Börsenfantasie“. Ich schätze, in Ihrem alltäglichen Umfeld würden Sie bei einem ähnlichen Missverhältnis von einer krassen Fehleinschätzung ausgehen, oder nicht? Ich für meinen Teil tue es jedenfalls.
Ein Beitrag von Peter Niedermeyer.