Kommentar von Sascha Huber
Lieber Leser,
zu den größten Verlierern im MDAX zählt heute die Aktie des Automobilzulieferers Leoni. Zuletzt hatte die Aktie von mehreren Kurszielerhöhungen durch die Analysten der Berenberg Bank profitiert. Heute nun geht es mal in die andere Richtung, nachdem der UBS-Analyst Julian Radlinger die Aktie als „massiv überbewertet“ bezeichnet und ein Kursziel von 39 Euro nennt.
Analysteneinstufungen ändern nichts am Unternehmenserfolg
Zu dieser Einschätzung kann man sich nun natürlich mehrere Fragen stellen. Die erste und wichtigste Frage, die mir auch zuletzt zu anderen Aktien immer wieder gestellt wurde: Ist der Kursrückgang (aufgrund einer Analystenempfehlung oder einer Indexveränderung) gerechtfertigt? Die Antwort lautet natürlich: NEIN. Denn weder die Abstufung noch die Hochstufung einer Aktie oder die Aufnahme oder Herausnahme einer Aktie aus einem Index ändert ja prinzipiell etwas an den geschäftlichen Erfolgen/Misserfolgen eines Unternehmens.
Warum reagieren Anleger dann aber auf solche Meldungen? Nun, bei einer Indexveränderung ist das noch verständlich, denn Indexfonds (besonders auch die beliebten ETFs) müssen solche Veränderungen natürlich umsetzen, was den Aktienkurs kurzfristig beeinflusst. Analystenempfehlungen hingegen sind eigentlich Schall und Rauch, so dass Anleger diese zwar durchaus als Anregung zum nachdenken über ihr Investment, nicht jedoch als Basis ihrer Anlageentscheidung nutzen sollten.
Verkaufsempfehlung für Leoni für mich der Witz des Jahres
Genau das habe ich heute getan und komme dabei zu dem Schluss, dass diese Verkaufsempfehlung für Leoni der Witz des Jahres ist. Dies liegt keineswegs daran, dass ich selbst positiv („bullish“) für Leoni eingestellt bin. Ich kann auch durchaus verstehen, dass ein Analyst nach einer so guten Performance, wie sie Leoni im bisherigen Jahresverlauf an den Tag gelegt hat, Vorsicht walten lässt. Aber der Aktie eines Unternehmens, das ein glasklarer Profiteur der E-Mobilität ist und bleiben wird, ein Abwärtspotenzial von fast -30% zu unterstellen, halte ich dann doch für überzogen.
Genauso überzogen ist allerdings die Reaktion der Anleger, die sich nach dieser Verkaufsempfehlung in einer Art Herdentrieb von der Aktie trennen als könnten sie sie morgen nicht mehr losschlagen. Ich jedenfalls halte die Aktie mit einem 2017er KGVe von ca. 12 nach wie vor für (zu) günstig und würde den heutigen Sell Off unter die 50-Euro-Marke zum Einstieg oder Nachkauf nutzen. An meinem Kursziel von 60-65 Euro jedenfalls rüttele ich nicht. Ein Stoppkurs unterhalb von 44 Euro sollte die Position ausreichend absichern.
Ein Beitrag von Sascha Huber.