Kommentar von Jens Gravenkötter
Liebe Leser,
Schloss Wachenheim kann durch eine Veränderung im Produkt-Mix hin zu qualitativ und preislich hochwertigeren Produkten die Profitabilität deutlich steigern. Zukünftiges Wachstum soll v. a. im alkoholfreien Segment liegen. Zudem wurde mit der Übernahme von Rindchen‘s Weinkontor die Wertschöpfungs-Tiefe erhöht.
Schloss Wachenheim erfüllt die 3-Filter-Kriterien
Die Wein- und Sektkellerei erfüllt die Kriterien der 3-Filter-Strategie nach James O’Shaughnessy:
- Seit 2012 ist der Gewinn vor Steuern kontinuierlich gestiegen.
- Bei einem für 2017 geschätzten Umsatz von 330 Mio. € errechnet sich ein KUV von 0,4.
- Die Aktie hat sich in den vergangenen 12 Monaten besser entwickelt als der General Standard.
Familienbetrieb wird zum Weltkonzern
Schloss Wachenheim befindet sich zu 70% im Besitz der Familie Reh. Das Familien-Oberhaupt Nick Reh kontrolliert als Aufsichtsrats-Vorsitzender das Unternehmen, das er zusammen mit seinem Vater zur heutigen Größe geführt hat. Heute sind die Produkte sowohl beim Discounter als auch im Spezialitäten-Geschäft erhältlich.
Sparsamkeit zahlt sich aus
Eine typische Tugend des deutschen Mittelstandes findet man auch bei Schloss Wachenheim: eiserne Sparsamkeit. Durch kostenbewusste Produktion gelingt es, zu günstigen Preisen zu verkaufen und trotzdem ansehnliche Gewinne zu erwirtschaften.
An diesen werden auch die Aktionäre beteiligt:
Im vergangenen Jahr wurden 0,43 € pro Aktie als Dividende ausgeschüttet. Seit 2009 wurde die Ausschüttung in jedem Jahr erhöht. Für das gerade abgelaufene Geschäftsjahr rechne ich mit einer Dividende von 0,46 €, was einer Dividendenrendite von 2,6% entspricht.
Wachenheim wächst in Osteuropa und Frankreich
Schloss Wachenheim hat auf dem deutschen Markt starke Konkurrenten wie die ostdeutsche Traditions-Marke Rotkäppchen. Das Geschäft in Frankreich und Osteuropa entwickelt sich dagegen hervorragend. Insgesamt hat der Konzern in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres 2016 den Umsatz um 0,7% auf 227 Mio. € gesteigert.
Der Gewinn legte dagegen um 33,9% auf 9,6 Mio. € zu. Der operative Cashflow sprang sogar um 56% auf 21,3 Mio. € nach oben.
Schulden-Abbau führt zu höherer Eigenkapital-Quote
Dank der guten Geschäfts-Entwicklung wurde die Netto-Verschuldung um rund 3,8 Mio. € auf 43,9 Mio. € reduziert. Gleichzeitig stieg die Eigenkapital-Quote auf 59,3% an. Das sind sehr solide Kennzahlen, die für die hohe Qualität des Unternehmens sprechen. Schloss Wachenheim errichtet derzeit eine neue Abfüll-Anlage in Tournan-en-Brie in Frankreich, um die Produktions-Kapazität weiter zu steigern.
Eine Übernahme erhöht die Wertschöpfungs-Tiefe
Die Vertriebs-Aktivitäten werden mit der Übernahme von Rindchen’s Weinkontor erweitert. Der Weinhändler betreibt mit insgesamt rund 100 Mitarbeitern 13 Weinkontore in den Großräumen Hamburg und München sowie weitere Partner-Kontore und einen Online-Shop. Das Unternehmen erwirtschaftet rund 20 Mio. € Umsatz pro Jahr. Mit dem Einstieg in den Weinhandel wird die Wertschöpfungs-Tiefe erhöht und die Abhängigkeit von anderen Vertriebs-Kanälen verringert.
Light Live ist die alkoholfreie Alternative
Schloss Wachenheim setzt außerdem zunehmend auf alkoholfreie Getränke. Damit folgt die Firma dem Zeitgeist und reagiert auf das seit Jahren rückläufige Absatz-Volumen von Sekt in Deutschland. Schon jetzt ist man Marktführer bei alkoholfreiem Sekt. Und das Segment dürfte in Zukunft auch noch an Bedeutung gewinnen.
Ein Beitrag von Jens Gravenkötter.