Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
ganz anders gestrickt ist der typische Käufer einer Anleihe. Er scheut das Risiko, besonders das eines jungen, nur schwer einzuschätzenden Geschäftsmodells. Dafür liebt er die Konstanz jährlicher Einnahmen. Diese sind vorab hinsichtlich Zeitpunkt und Höhe genau festgelegt. Kommt es an dieser Stelle zu Abweichungen, stellt sich schnell eine gewisse Unruhe, in vielen Fällen auch eine handfeste Panik ein.
Netflix sammelte 1,4 Milliarden US-Dollar von den Anlegern ein
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum der visionäre Hightech-Unternehmer und der konservative Anleihenbesitzer einander relativ fremd sind und es meist auch bleiben. Zwischen ihrem Denken und Fühlen liegen Welten und diese sind in der Regel auch nur schwer zu überbrücken.
Aus diesem Grund haben sich die Firmen aus dem Silicon Valley in der Vergangenheit größtenteils über Venture Capital-Firmen bzw. nach ihrem Börsengang über die Ausgabe neuer Aktien finanziert. Unternehmensanleihen hingegen spielten bislang keine große Rolle. Im Gegenteil: Firmen aus dem Silicon Valley waren eher dafür bekannt, auf einem hohen Cashbestand zu sitzen.
Das ändert sich in diesen Tagen, denn mit Netflix, Tesla und Amazon haben gleich drei renommierte Firmen aus dem Silicon Valley Anleihen begeben. Das Volumen der begebenen Anleihen ist nicht gerade klein. Netflix sammelte 1,4 Milliarden US-Dollar von den Anlegern ein, Tesla 1,8 Milliarden. Amazon stellt diese hohen Volumina noch einmal deutlich in den Schatten. Es begibt Anleihen im Wert von 16 Milliarden US-Dollar, um damit seine Akquisition der Supermarktkette Whole Foods zu finanzieren.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.