Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
eine interessante Frage wird sein, ob die Bankkunden bereit sein werden für das Investment Research zu bezahlen und wenn ja, welchen Preis sie für angemessen halten. An dieser Stelle sollte man zwei Dinge im Hinterkopf behalten. Das Erste ist die Kostenloskultur des Internets, die viele glauben lässt, Informationen, vor allem gute, seien grundsätzlich kostenlos zu beziehen.
Wurde die vorgelegte Analyse auch vollkommen neutral und uneigennützig verfasst?
Der zweite Aspekt hängt mit den veröffentlichten Studien zusammen. Diese waren nicht immer neutral, sondern dienten hin und wieder auch dazu, Tradingpositionen der bankeigenen Investmentabteilungen zu begleiten. War das hauseigene Investment in einer Aktie short, wurden gerne mal die mit der Aktie verbundenen Gefahren in den Vordergrund gerückt. Setzte der Eigenhandel hingegen auf steigende Kurse, wurde mehr Wert auf die Vorzüge des Unternehmens gelegt, um weitere Käufer anzulocken.
Die von der Mifid-II-Regulierung angestrebte größere Kostentransparenz ist durchaus zu begrüßen. Nur was helfen im Detail klarer aufgelistete Kosten, wenn man sich als Kunde nicht sicher sein kann, dass die vorgelegte Analyse auch vollkommen neutral und uneigennützig verfasst wurde?
Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung wird sofort zu einem Problem, wenn er zuvor mit den Händlern der Bank abgestimmt wurde und auf deren Interessen Rücksicht nimmt. In diesem Moment ist selbst eine neutral verfasste Studie nicht mehr neutral, weil dem Kunden zum Vorteil des Eigenhandels wichtige Informationen vorenthalten werden.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.