Kommentar von Marco Schnepf
Liebe Leser,
er war angetreten, um die missliche Lage des größten deutschen Geldhauses wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, und um verlorengegangenes Vertrauen wiederzugewinnen: Seit Mai 2016 führt der britische Bankmanager John Cryan die Geschicke der Deutschen Bank als Alleinvorstand. Zuvor war der ehemalige Co-Chef Jürgen Fitschen, mit dem Cryan seit Juli 2015 bis Mai 2016 die Doppelspitze des Konzerns bildete, abgetreten.
Zunehmende Unzufriedenheit seitens der Großaktionäre?
Wie das Handelsblatt kürzlich berichtete, mehren sich nun die kritischen Stimmen seitens einiger Großaktionäre gegenüber Cryan. So seien diese zunehmend unzufrieden mit dem DB-Chef, da dieser „schlicht zu wenig“ verändert habe, so ein vom Handelsblatt zitierter Investor. Ein weiterer anonymer Großanleger gehe gar „zunehmend“ davon aus, „dass er nicht mehr der Richtige“ sei.
Katar soll Kritik an „Übergangslösung“ geäußert haben
Besonders deutlich wird das Blatt in Bezug auf den Großaktionär Katar, der mehr als neun Prozent an der Deutschen Bank hält. Der Vorwurf: Laut dem Wirtschaftsblatt zeigte sich Katar unzufrieden damit, dass Cryan sich nicht mit seiner Rolle als „Übergangslösung“ zufrieden gebe. Erst kürzlich hatte der Manager in einem Gespräch mit dem Handelsblatt anklingen lassen, dass er sich eine Verlängerung seines bis 2020 angesetzten Vertrages vorstellen könne.
Weder Katar noch die Deutsche Bank wollten den Bericht des Handelsblattes, der sich auf Insiderinformationen stützt, bisher offiziell kommentieren.
Gegenstimme mit einem Aber
Immerhin: Wie das Handelsblatt weiter berichtete, gebe es auch durchaus positivere Stimmen zur Causa Cryan. So hält Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, den Briten für den „richtigen Mann“. Der Fondsmanager weiter: „Im Vergleich zur Situation vor einem Jahr ist die Deutsche Bank wesentlich stabiler geworden. Kosten und Risiken sind gesunken, es gibt auch weniger Rechtsrisiken, und das Kapital wurde aufgestockt.“ Aber: „Die Bank hat noch nicht bewiesen, dass ihr Geschäftsmodell trägt“, so Speich weiter.
Ein Beitrag von Marco Schnepf.