Kommentar von Marco Schnepf
Liebe Leser,
vier Millionen verkaufte Fahrzeuge im vergangenen Jahr und damit fast so viele wie in Europa sowie einen Absatzzugewinn von zwölf Prozent: Der chinesische Markt ist für den deutschen Autobauer VW der derzeit wohl aussichtsreichste.
Gigantischer Rückruf in China
Wie der Konzern kürzlich mitteilte, muss das Geschäft im Reich der Mitte nun offenbar einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen. So habe Volkswagen auf Anweisung chinesischer Sicherheitsbehörden etwa 4,9 Millionen Fahrzeuge in China zurückgerufen. Der Grund: eventuell fehlerhafte Frontairbags des Zulieferers Takata. Betroffen sind die im und für den ostasiatischen Raum produzierten Marken FAW-Audi, FAW-VW sowie SAIC-VW.
VW betonte, dass man den Anweisungen der dortigen Behörden nachkommen werde, obwohl nach Konzernangaben bisher weltweit kein Fall eines defekten Takata-Frontairbags in einem VW-Fahrzeug bekannt sei.
Der Insassenschutz-Spezialist Takata
Das japanische Unternehmen Takata ist auf Insassenschutzsysteme spezialisiert. In den zurückliegenden Jahren war der Hersteller immer wieder ins Visier verschiedenster Sicherheitsbehörden geraten.
Takata-Rückruf in den USA
So forderte die US-amerikanische NHTSA (zivile Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit) im Jahr 2014 den Rückruf von Takata-Frontairbags, da es nach Auffassung der Behörde beim Auslösen der Airbags zu schweren und tödlichen Schrapnellverletzungen aufgrund herumfliegender Metallteile gekommen war.
Todesfälle, Strafzahlung und Insolvenz
Die zuständigen Behörden gehen davon aus, dass die defekten Aufblasvorrichtungen auf der ganzen Welt mindestens 16 Todesfälle verursachten. Insgesamt wurden über 100 Millionen Takata-Airbags zurückgerufen, davon 70 Millionen in den USA. Unter dem Eingeständnis krimineller Vergehen einigten sich Takata und die US-Justizbehörden Anfang 2017 schließlich auf eine Strafzahlung in Höhe von 940 Millionen Euro. Gegen drei Takata-Manager wurde indes Strafanzeige gestellt.
Ende Juni 2017 wurde bekannt, dass der schwer angeschlagene Autozulieferer vor einem Gericht in Tokio Insolvenz angemeldet hatte. Mit Verbindlichkeiten von umgerechnet 8,1 Milliarden Euro gilt die Insolvenz als eine der größten Pleiten der japanischen Wirtschaftsgeschichte.
Ein Beitrag von Marco Schnepf.