Kommentar von Jens Gravenkötter
Liebe Leser,
die Entwicklung der Medien-Branche ist besonders spannend, weil sich hier nicht nur die Produkte verändern, sondern die gesamte Gesellschaft betroffen ist.
Strukturwandel macht selbst „alten Hasen“ der Branche zu schaffen
Die Medien-Branche liegt am Puls der Zeit, und der Strukturwandel ist in vollem Gange. Jetzt zeigt sich, welche Firmen mit der dynamischen Entwicklung mithalten können. Es herrschen völlig neue Regeln, bei denen das Internet den Takt vorgibt: Klassische Print-Medien oder TV-Programme werden ersetzt durch Streaming-Dienste, soziale Netzwerke oder IP-TV.
Selbst eingefleischte Unternehmen wie die Graham Holdings (ehemals: „The Washington Post Company“) bekommen diese Entwicklung schmerzlich zu spüren. Am Beispiel der ehemaligen Washington Post Company wird dieser Prozess besonders deutlich: Der Traditionskonzern kämpfte bis zuletzt mit hohen Gewinn-Einbrüchen, teilweise wurde schon eine Insolvenz-Gefahr prophezeit. Erst 2016 hat sich diese Entwicklung stabilisiert. Die Aussichten sind aber weiterhin eingetrübt.
Jeder will überall mitspielen
Ganz anders machen es Axel Springer und die ProSiebenSat.1 Media AG: Beide Konzerne verlagern ihre operativen Geschäfte zusehends ins Internet. Obwohl beide Firmen zunächst aus ganz unterschiedlichen Bereichen stammen, nähern sie sich jetzt immer weiter an: Ziel ist es zu einem Multimedia-Konzern aufzusteigen, der die Vorzüge von Print-, TV- und Online- Medien miteinander verbindet.
Springer erzielt schon jetzt über die Hälfte seines Umsatzes im digitalen Geschäft. Besonders profitabel sind hier die Bezahl- und Rubriken-Angebote. ProSieben geht einen ähnlichen Weg wie Springer und setzt verstärkt auf Vermittlungs- und Verkaufs-Portale:
Egal ob Dating, Reisen oder Sex-Spielzeuge, bei ProSieben ist fast alles zu haben. Jüngst hinzugekommen ist die mehrheitliche Beteiligung am Event- und Erlebnis-Anbieter Jochen Schweizer. Die neue Tochter soll jetzt mit der ehemaligen Konkurrentin myDays fusioniert werden, die ebenfalls von ProSieben gehalten wird.
Die USA führen das Feld an
In einer ganz anderen Liga spielen Alphabet und Facebook: Beide US-Unternehmen laufen der Welt praktisch davon. Kaum ein anderer Konzern – ganz gleich welcher Branche – kann mit dieser Entwicklung mithalten. Man muss die Zahlen einfach einmal auf sich wirken lassen:
- Bei Facebook stieg der Umsatz allein im 1. Halbjahr um 46,8% auf 17,4 Mrd. $. Der Gewinn verbesserte sich dabei um 71% auf fast 7 Mrd. $.
- Alphabet (Google) gelang dagegen ein Umsatz-Plus von 21,6% auf 50,8 Mrd. $. Damit wird Alphabet die 100-Mrd.-Umsatz-Marke für das Gesamtjahr problemlos erreichen.
Beide Global Players verfolgen wiederum eine ähnliche Wachstums-Strategie: Kleinere Erfolgsfirmen werden frühzeitig aufgekauft und der eigenen Holding-Struktur zugeführt. Diese kostspielige Strategie unterbindet die Konkurrenz bereits im Anfangs-Stadium und hält die eigenen Geschäfte auf höchstem Innovations-Niveau. Kein anderer Wettbewerber in der Medien-Branche kann mit diesem Tempo mithalten.
Ein Beitrag von Jens Gravenkötter.