Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm hat etwas Befremdliches. Sie wirkt friedlich und paradiesisch, ist aber die Vorhalle zur Hölle, die plötzlich mit einer Urgewalt über die Betroffenen hereinbricht. Wir kennen dieses Phänomen aus der Natur und wir kennen es auch von der Börse. Gefährlich ist es in beiden Fällen.
Die Sorge, einen Gewinn zu verpassen, ist derzeit größer als die Furcht
Gefahren scheinen die Anleger momentan nicht zu sehen – zumindest keine großen. Zugegeben Sorgenfalten sieht man immer wieder mal auf ihrer Stirn, aber seit die Notenbanken während der Finanzkrise und der darauffolgenden Schuldenkrise in Europa zu verstehen gegeben haben, dass sie bereitstehen, den Markt im Zweifelsfall mit viel Geld aus dem Nichts zu stützen und zu beruhigen, sind die heutigen Sorgen nicht mehr mit denen früherer Tage vergleichbar.
Die Sorge, einen Gewinn zu verpassen, ist derzeit größer als die Furcht, einen Verlust zu erleiden. So wirken die Märkte insgesamt stabil. Die Kurse steigen seit Jahren und die Volatilität hat sich immer weiter zurückgebildet. Wer kritisch auf diese doch etwas selbstzufriedene Sichtweise und die mit ihr verbundenen Gefahren hinweist, wird von den meisten Anlegern schnell als notorischer Schwarzseher verunglimpft und müde belächelt.
Denn während andere sich Sorgen machen, gibt es viel Geld zu verdienen. Etwa bei den Kryptowährungen, die gerade wie Pilze aus dem Boden schießen und sich einer unglaublichen Beliebtheit erfreuen. Hier gilt anscheinend noch mehr das Motto, das auch den Aktienmarkt auf immer höhere Niveaus getrieben hat: Korrekturen sind, wenn sie denn kommen, immer kurzfristiger Natur und daher Kaufgelegenheiten.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.