Kommentar von Jens Gravenkötter
Bis zum Winter ist es noch eine Weile hin. Dennoch steigt bei vielen Menschen schon mit Beginn des meteorologischen Herbstes die Vorfreude auf die kalte Jahreszeit. Auf dem Sofa mit einem guten Buch entspannen, dazu einen warmen Tee und etwas Gebäck…
Da stören auch die kleinen Fettpölsterchen nicht, die wir im Winter ohnehin unter warmer Kleidung verstecken können. Obwohl es abwegig wirkt, wenn in den Supermärkten des Landes schon bald wieder Spekulatius und Dominosteine auftauchen: Anleger sollten sich doch bereits früh mit saisonalen Trends auseinandersetzen; die Saison für Leckereien steht unmittelbar bevor. Lohnt es sich also sich schon jetzt als Investor zu positionieren? – Wir haben für Sie die Aktie von Lindt unter die Lupe genommen:
Lindt: Wachstum lässt zu wünschen übrig
Das 1845 gegründete Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von Schokoladen-Produkten und Spezialitäten der gehobenen Preiskategorie. Zu den bekanntesten Produkten gehören Fioretto, Lindor sowie der Gold-Osterhase mit Glöckchen. Die Produktions- und Vertriebs-Firmen werden unter dem Dach einer Holding geführt. Darüber hinaus vertreibt der Konzern sein Angebot über selbstständige Handels-Unternehmen.
Lindt wächst immer noch stärker als der Gesamtmarkt für Schokolade: Im 1. Halbjahr stiegen der Umsatz um 3,1% und der Gewinn um 4,3%. Die operative Marge verbesserte sich von 6,6 auf 6,8%. Die Börse hat allerdings höhere Wachstumsraten erwartet. Während das Europa-Geschäft um 2,9% auf 760 Mio. SFr wuchs, schrumpfte der Umsatz in Amerika um 1,9% auf 558 Mio. SFr. Dort schrieb Lindt operativ auch rote Zahlen.
Spekulatius statt Spekulation!
Verantwortlich ist die strategische Neuausrichtung der US-Tochter Russell Stover, die länger dauert als gedacht. In allen anderen Regionen ging es um 19% auf 231 Mio. SFr nach oben. Besonders gut liefen die Geschäfte in China, Japan, Brasilien und Südafrika. Auf Erfolgskurs ist zudem der eigene Einzelhandel: Lindt eröffnete 20 neue Filialen und betreibt weltweit bereits mehr als 390 Läden.
Die Expansion wird im 2. Halbjahr fortgesetzt; das Management rechnet in der 2. Jahreshälfte mit einer Wachstums-Beschleunigung. Dennoch werde das Umsatz-Wachstum auf Jahressicht geringer ausfallen als 2016. Die operative Marge soll sich allerdings trotzdem verbessern. Sorgenkind bleibt das US-Geschäft: Immer mehr Politiker und Mediziner fordern vom Einzelhandel Maßnahmen zur Förderung gesunder, kalorienarmer Nahrungsmittel. Die US-Apotheken-Kette CVS will sogar Süßigkeiten aus dem Kassenbereich entfernen.
Fazit und Ausblick
Folgen weitere Ketten diesem Beispiel, wird dies auch für Lindt Konsequenzen haben; immerhin erwirtschaften Schokolade-Hersteller in den USA bis zu 11% ihres Umsatzes in Apotheken. Lindt hat enttäuscht und ist trotzdem noch hoch bewertet. Investieren Sie ihr Erspartes besser anderweitig! Auf die eine oder andere Leckerei aus dem Hause Lindt müssen Sie aber dennoch nicht verzichten…
Ein Beitrag von Jens Gravenkötter.