Lieber Leser,
unterstützt durch höhere Ölpreise im Zusammenhang mit diversen Hurrikans verteuerte sich die Gazprom-Aktie zwischen Mitte August und Mitte September um rund 10%. Offenbar war dieser Anstieg etwas zu viel des Guten. Denn in den ersten beiden Handelstagen der laufenden Woche gerieten die Anteilsscheine des weltgrößten Erdgas-Konzerns einmal mehr unter verstärkten Abgabedruck.
Nettoverschuldung bis Jahresende bei knapp 40 Mrd. USD
Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Aussage der russischen Sberbank, die davon ausgeht, dass die Nettoverschuldung des Gas-Giganten bis Ende 2018 auf annährend 40 Mrd. USD steigt. In den kommenden Jahren wird Gazprom zudem weitere Kredite – teilweise auch in Fremdwährungen – aufnehmen müssen, um die kostspieligen Pipeline-Pläne umsetzen zu können. Damit kommen auf die Russen höhere Zinszahlungen und eventuell ungünstige Wechselkursentwicklungen zu, die den Gewinn belasten werden.
Anhaltend niedrige Energiepreise
Erschwerend kommt hinzu, dass mit deutlich anziehenden Energiepreisen selbst längerfristig nicht gerechnet werden kann. Dank der Fracking-Technologie sind Öl und Gas bis auf weiteres keine Mangelware, insbesondere nachdem sich diese Form der Förderung mittlerweile in immer mehr Lagerstätten bereits bei Rohölpreisen um 50 USD je Barrel lohnt. Und nicht zuletzt droht Gazprom auch verstärkte Konkurrenz durch Flüssiggas (LNG) aus den USA und Katar. Insgesamt sind die Zukunftsaussichten für den russischen Quasi-Monolisten daher alles andere als optimal. Daher und in Anbetracht des intakten langfristigen Abwärtstrends ist die Aktie für risikoscheue Investoren wenig geeignet. Mutige Anleger können den Aufbau einer kleinen spekulativen Position in Betracht ziehen, sobald das Papier einen tragfähigen Boden ausgebildet hat.
Ein Beitrag von Marc Nitzsche.