Gold und Silber sind ausgebrochen. Bei den Edelmetallen werden gerade wichtige Weichen gestellt. Und wie an der Börse üblich, erschließt sich die Dramatik der Ereignisse erst aus der Vogelperspektive.
von Andreas Hose
Eine wichtige charttechnische Regel lautet: Je länger eine Konsolidierungsphase in einem Aufwärtstrend andauert, desto massiver fällt der nachfolgende Kursanstieg aus. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf können sich Edelmetall-Anleger jetzt auf einiges gefasst machen. Denn sowohl Gold als auch Silber haben in den vergangenen Tagen wichtige Weichen gestellt.
Die Initialzündung für die gerade erst beginnende Rallye der beiden Edelmetalle war der plötzliche und explosionsartige Anstieg des Goldpreises über die prominente Marke von 2.000 US-Dollar am Dienstag, 04. April 2023. In der Tagesbetrachtung sieht das Ereignis noch recht unspektakulär aus. Doch schon hierbei liefert der Kursverlauf wichtige Informationen:
- Der Anstieg über die zentrale Marke erfolgte bei steigenden Umsätzen.
- Anschließend wurde die Zone bei 2.000 US-Dollar noch einmal erfolgreich getestet.
Die folgende Grafik zeigt das:
Noch aufschlussreicher ist naturgemäß die Wochenbetrachtung. Die folgende Grafik macht deutlich, dass der Goldpreis bislang keinerlei Anstalten macht, die wichtige Zone bei 2.000 US-Dollar wieder aufzugeben.
Bei vergangenen Gelegenheiten war das völlig anders: Sowohl im Sommer 2020 (blaue Ziffer 1 in der folgenden Grafik) als auch im Frühjahr 2022 (Ziffer 2) schreckte der Goldpreis an der prominenten Marke sofort wieder zurück. Der dritte Anlauf scheint jetzt zu gelingen.
Wichtig wird nun noch der Wochenschlusskurs am kommenden Freitag, 14. April 2023. Gelingt es dem Gold, die psychologisch bedeutende Marke von 2.000 US-Dollar bis zum Handelsende zu verteidigen, ist „der Käse gegessen“, wie man in Bayern zu sagen pflegt. Das heißt, bei einem Wochenschlusskurs mit einer Zwei davor, dürfte es sich der Goldpreis dauerhaft oberhalb von 2.000 US-Dollar „gemütlich machen“.
Damit kommen wir zur hochinteressanten Monatsbetrachtung, denn dort werden die bislang gemachten Beobachtungen noch getoppt: Wie bedeutend etwa die Marke von 2.000 US-Dollar ist, das zeigt die folgende Grafik. Die Widerstandszone, die jetzt zu einer Unterstützung wurde, reicht zurück bis in das Jahr 2011. Achten Sie auf die waagrechte rote Linie in der folgenden Grafik.
Kann sich das Gold über dieser Zone etablieren, könnte eine fast zwölf Jahre (!) währende Konsolidierungsformation nach oben aufgelöst werden. Die Chancen stehen günstig, dass dies gelingt, denn der trendfolgende MACD hat soeben ein starkes Kaufsignal geliefert. Achten Sie auf die blaue Markierung unten rechts.
Und was macht das Silber in einem solchen Umfeld? Fundamental ist das Weißmetall der vielleicht preiswerteste Vermögenswert weltweit. Nicht zuletzt die Energiewende, wie auch die Elektromobilität, sind ohne den massiven Einsatz von Silber nicht zu haben. Und ganz allmählich könnten sich diese Fakten jetzt auch im Kursverlauf widerspiegeln.
Zunächst auch hier ein Blick auf den Tageschart. Wenig überraschend hat auch das Silber in der kurzfristigen Betrachtung zuletzt eine bedeutende Widerstandszone bei 24,50 US-Dollar hinter sich gelassen. Die waagrechte grüne Linie in der folgenden Grafik zeigt das:
Hier steht es jetzt tatsächlich „Spitz auf Knopf“. Dazu ein Blick auf die Wochenbetrachtung, und zwar wählen wir zunächst den logarithmischen Kursverlauf. Hier zeigt sich, dass das Silber bei 25,20 US-Dollar an eine seit gut zwei Jahren gültige Abwärtstrendlinie herangelaufen ist, diese aber noch nicht überwunden hat.
Doch Achtung, jetzt kommt`s: Denn in der linearen Betrachtung des gleichen Kursverlaufs hat der Silberpreis diese wichtige Hürde bereits recht deutlich hinter sich gelassen. Achten Sie auf die grüne Linie in der folgenden Grafik:
Was denn nun? Licht ins Dunkel bringt ein Blick auf den sehr langfristigen Kursverlauf auf Quartalsbasis in der folgenden Grafik. Eine Kerze bildet hier einen Zeitraum von drei Monaten ab.
Da derart lange Betrachtungen nur von sehr wenigen Anlegern verfolgt werden, dürfte der großen Masse bislang entgangen sein, dass sich auch das Silber anschickt, eine seit zwölf Jahren laufende Konsolidierungsbewegung nach oben hin aufzulösen. Die folgende Grafik zeigt dieses überaus wichtige und erhellende Ereignis:
Dabei fällt auf, dass die aktuelle Lage beim trendfolgenden MACD Ähnlichkeiten mit der Situation unmittelbar vor dem explosionsartigen Anstieg des Silberpreises im Jahr 2010 aufweist. Achten Sie auf die beiden blauen Markierungen in der obigen Grafik. Das heißt: Kann der Silberpreis die Marke von 30 US-Dollar überspringen (waagrechte rote Linie), könnte noch in diesem Jahr das Allzeithoch bei 50 US-Dollar in den Fokus rücken.
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