Alles steigt - außer Gold und Silber. Die Notenpressen der Notenbanken treiben Rentenpapiere, Aktien, Immobilien, Oldtimer, Kunst und und nicht nur Bitcoins sondern auch Whisky. - Dennoch gibt es gute Gründe für Gold.
Von Rolf Ehlhardt
Ich habe schon wiederholt auf die Risiken der gigantischen Flutung der Welt mit gedruckter Liquidität hingewiesen. Die positiven Folgen dieses Notenbankexperiments sind Höchstkurse für Rentenpapiere, Aktien, Immobilien, Oldtimer, Kunst und selbst für Bitcoins und Whisky.
Dies hat für einen gefährlichen Wohlfühleffekt an den Kapitalmärkten gesorgt. Schließlich haben über 15 Billionen neuen Geldes zu einem leichten Wirtschaftsaufschwung gesorgt. „Die Krise ist überwunden“. Warnhinweise werden nicht mehr ernst genommen. Das negative Überraschungspotential ist enorm. Denn manches Licht am Ende des Tunnels hat sich als entgegenkommender ICE entpuppt.
Null-Zins
Unser Finanzsystem kann nur mit vollständigem, gegenseitigem Vertrauen existieren. Die Banken vertrauen ihren Kreditnehmern, Banken vertrauen Banken, Sparer vertrauen ihren Banken, dass sie jederzeit ihr Erspartes abheben können.
Obwohl Skepsis gegenüber den Kreditinstituten aufgrund der Manipulationen und etlicher Bankenrettungsaktionen permanent zunimmt, haben nahezu alle Sparer die „Null“-Zinsen auf ihre Guthaben akzeptiert. Dass es sich hier Inflationsbedingt um eine Geldentwertung handelt, ist vielen nicht bewusst.
Verdrängt werden dabei zwei immer weiter wachsende Gefahrenpunkte: Zum einen wurde der Erhalt des weltweiten Lebensstandards mit einem immer größer werdenden Schuldenberg erkauft. Laut McKinsey ist die Gesamtverschuldung mittlerweile weit über 200 Bill. Dollar weltweit angestiegen. Wie weit dieses Rad noch zu drehen ist, steht in den Sternen.
100-jährige Anleihe
Österreich hat eine 100-jährige Anleihe emittiert. Rendite um die 2%. Lassen Sie sich die Kurse ausrechnen, wenn der Zins auf 5% steigt. Mulmig könnte es einem schon werden, wenn man die zunehmende Dynamik der Verschuldung der letzten 10 Jahre sieht. Der Slogan der Vergangenheit „es ist schon immer gutgegangen“ ist keine Garantie für die Zukunft.
Zum anderen verfehlen die Notenbanken ihr „Ziel“ einer Inflation von ca, 2%. Ein Grund dafür ist, dass die Kapitalanleger entweder ihr Geld lieber zinslos auf dem Bankkonto liegen lassen oder in andere Anlageformen wechseln, anstatt es zu konsumieren. Dies könnte die Notenbanken dazu bewegen, die Minuszinsen für Einlagen der Banken zu erhöhen und so die Kreditinstitute dazu zwingen, allen Kunden Minuszinsen zu berechnen. Und bist Du nicht willig, dann brauch ich Gewalt.
Bargeldverbot
Nun wird selbst dem leidensfähigen Anleger klar, dass er auch nominal Geld verliert. Da viele mit Geldabhebung reagieren würden, muss zwingend zuvor ein Bargeldverbot oder zumindest eine Einschränkung der monatlich abhebbaren Beträge beschlossen werden.
Die Gründe „Steuerhinterziehung“, „Korruption“, „Drogenhandel“ oder „Prostitution“ sind reine Nebelkerzen. Siehe Italien, wo Bargeldbeschränkung schon Gesetz ist. Es gilt einen Bankenrun unter allen Umständen zu verhindern. Als Bespiel dienen die Ereignisse bei der englischen Bank Northern Rock in den Krisenjahren 2007/08, als innerhalb von zwei Tagen nahezu 3 Mrd. Euro-Gegenwert abgehoben wurde und die Bank nur durch das Eingreifen der Notenbank und der Regierung liquide gehalten werden konnte.
Man will sich die Beträge nicht vorstellen, wenn die Anleger bundesweit ihr Geld zurückverlangen. Wird irgendwann vermutet, dass sich die Bonität einer oder der Banken gravierend verschlechtern, wird plötzlich allen klar, dass nur ein Bruchteil der Einlagen durch Reserven gedeckt ist. Der Run beginnt.
Gold stagniert - wie lange noch?
Der umgekehrte Fall könnte in dem von mir schon lange empfohlenen Gold eintreten. Trotz Schuldenorgie und Gelddruckwahn steigt der Goldpreis kaum spürbar. So bestimmt das „Papiergold“ derzeit den Preis. In London werden täglich ca. 6.500 Tonnen gehandelt, bei einer Jahresproduktion von etwa 3.500 Tonnen.
Hinterlegt sind in London nur 7.500 Tonnen Gold, die aber Großteils verschiedenen Notenbanken und etlichen Goldprodukten (z.B. ETFs) gehören. Auch an der Comex wurde 2017 nur einer von 2.650 Goldkontrakten zur Lieferung abgerufen. Gott sei Dank, denn auch hier decken die hinterlegten physischen Bestände (Registered) nur einen verschwindend kleinen Teil der Goldkontrakte ab (1 Unze Gold hat ca. 450 Besitzer).
Seit Beginn dieses Jahrhunderts fließt der Goldstrom von West nach Ost. Da Länder wie China, Indien oder Russland Gold aus strategischen Gründen kaufen, trocknet der physische Markt aus. Sollte ein „Black Swan“-Ereignis eintreten, könnte der Goldpreis abrupt ansteigen. Wer heute glaubt, dann noch einen Teil seines Vermögens in physisches Material tauschen zu können, wird eine bitterböse Erfahrung machen. Wie sagte schon Benjamin Franklin: Wer versagt sich vorzubereiten, bereitet sein Versagen vor.
Es gibt gute Gründe langfristig (als Absicherung) auf Edelmetalle zu setzen:
- Der Zins muss aufgrund der ansonsten nicht mehr zu finanzierenden, weiter wachsenden Schuldenberge langfristig niedrig bleiben. Durch die Inflation entsteht ein negativer Realzins. Steigende Inflation, höhere Geldwertverluste.
- Das Vertrauen in die Notenbankpolitik erodiert. Schließlich haben Billionen gedruckten Geldes kein stabiles Wachstum ausgelöst, das man für die Bedienung der Schulden benötigt. Das permanente in Aussicht stellen von höheren Zinsen, wird irgendwann als Ausrede oder gar Lüge erkannt werden.
- Der nicht enden wollende Boom der Aktienkurse ist nicht durch entsprechendes Wirtschaftswachstum unterlegt. Eine Anpassung der Aktienkurse, verbunden mit einer typischen Erhöhung der Volatilität, würde einen Run in Sachwerte mit negativer Korrelation (=Edelmetalle) auslösen.
- Viele Institutionen, wie IWF, BIZ oder ZEW warnen vor einer weiteren Expansion der Schulden. Bis jetzt ohne Wirkung auf die Politiker. Auch Wahlen bringen keine Wende. Die Notwendigkeit einer Vermögens-Diversifizierung war nie größer als heute.
Wir raten zu Investments in Edelmetallen, die bis zu 20% des Vermögens ausmachen können. Zumindest einen Teil davon sollte auch in physischer Form erfolgen.