Der Euro ist seit Wochen auf Talfahrt. Die Gemeinschaftswährung leidet unter Sippenhaft des türkischen Lira Absturzes. Den Rest erledigen hausgemachte Probleme, wie zum Beispiel Italien. Werden Bitcoin und Gold profitieren?
Von Sascha Opel
Nicht nur beim Euro, auch bei Bitcoin & Co. ging es in den letzten Wochen bergab. Bei den Kryptos könnte eine gefürchtete 51% Attacke bei Bitcoin Gold letzte Woche der Auslöser sein. Wie gehts weiter?
Eine Trendwende bei Bitcoin müsste durch fundamentale Ursachen ausgelöst werden, welche beispielsweise eine massive Kapitalflucht aus dem FIAT-Geldsystem in Kryptos auslöst. Ob die italienische Krise dazu taugt, bleibt jedoch zu bezweifeln.
Fest steht jedoch, dass ein möglicher Austritt Italiens aus dem Euro, alleine wegen der Größe der Volkswirtschaft ein „Griechenland-Hoch-Zehn“ bedeuten würde. Die Börsen würden beben, der Euro in massive Turbulenzen geraten. Die Gelddruckmaschine der EZB müsste auf Hochtouren laufen, um das italienische (und in der Folge auch das europäische) Bankensystem zu retten.
Die Renditen der 10-jährigen italienischen Anleihen sind von Ende April bis jetzt um 45% gestiegen (von 1,7% auf 2,47%). Nominal mag dieser Zins immer noch niedrig sein, aber es zeigt an, dass die Märkte nervös reagieren, da der Spread (Zinsunterschied) zu „sicheren“ Bundesanleihen nun so groß ist, wie seit 2010 nicht mehr.
Laut IWF betragen die Problemkredite in Italien 356 Mrd. Euro. Dies sind (faule) Kredite, die schon nicht mehr oder unregelmäßig bedient werden und sage und schreibe 20% des italienischen BIP ausmachen. In diesem Umfeld wollte die neue Regierung, welche am Wochenende gescheitert ist, eine „Italien zuerst“-Politik etablieren.
Matteo Salvini von der Lega Nord wollte mit der 5-Sterne-Bewegung in der Koalition das Rentenalter senken, die Steuern senken und (so noch unbestätigte Berichte heute) eine Parallelwährung zum Euro einführen. Letzteres hätte die Verschuldung durch die Abwertung dieser Währung wahrscheinlich verdoppelt.
Die Eurokrise ist damit zurück, was für jeden Marktkenner ohnehin nur eine Frage der Zeit war. Der Euro ist ein Festkurssystem, welches unterschiedliche Währungen mit unterschiedlichen Volkswirtschaften in ein System presst. Während für Deutschland der Zins in den letzten Jahren viel zu niedrig war, ist er für die Südländer immer noch zu hoch.
Die Abwertungsmöglichkeiten, mit denen Griechenland, Italien oder Spanien früher ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Industriestaaten des Nordens, wie Deutschland oder die Niederlande ausgleichen konnten, fehlen nun.
Der Deutsche Sparer, gewohnt in einer harten D-Mark zu sparen und weniger auf Immobilien oder Aktien zu setzen, wird dadurch schleichend enteignet. Die Südländern, die wegen der Inflation ihrer Weichwährungen nie groß in Geldwerten sparten, sondern in Immobilien und Aktien, sind die Gewinner. Letztlich muss jedem Sparer klar sein, dass das Eurosystem nur überleben wird, wenn eine massive Umverteilung von Nord nach Süd stattfinden wird.
Wenn Sie jedoch unsere Börsenbriefe seit vielen Jahren lesen, dann haben Sie hoffentlich seit 2008 ebenfalls in Aktien, Gold, Immobilien und andere Assets, die von dieser Euro-Geldpolitik profitieren, investiert. Zudem besitzen Sie dann natürlich auch Geld und Assets außerhalb der Eurozone, zum Beispiel in Kanada oder der Schweiz. Stets legal und die Erträge versteuert versteht sich.
Ob nun auch Kryptowährungen wie der Bitcoin von einem möglichen „Black Swan-Event“ bei den Fiatwährungen profitieren, wird die erste echte Bewährungsprobe. Bislang konnte die Italienkrise keine Wunder diesbezüglich erwirken. Wenn der Euro auseinanderbricht (und das Bankensystem zu wackeln beginnt), müsste theoretisch die Stunde der Kryptos (und Gold) schlagen. Denn genau dafür wurde der Bitcoin einst ins Leben gerufen.