Entwicklungsminister Gerd Müller hat den Bundestag aufgefordert, Dienstflüge von Abgeordneten auszugleichen. "Der Bundestag sollte komplett klimaneutral werden und auch die notwendigen Flüge ausgleichen", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben).
CO2-Emissionen, die sich nicht vermeiden ließen, sollten mit Klimaschutzprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern - etwa zur Aufforstung und zum Aufbau erneuerbarer Energien - kompensiert werden.
Das Entwicklungsministerium gehe voran und werde bis Ende des Jahres klimaneutral. Im nächsten Schritt sollten alle Ministerien und Bundesbehörden diesem Beispiel folgen und sich klimaneutral stellen, forderte Müller. Zuvor war bekannt geworden, dass Bundestagsabgeordnete im vergangenen Jahr deutlich größere Strecken mit dem Flugzeug zurückgelegt haben als 2017.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit sind Abgeordnete 2018 insgesamt 9.075.319 Meilen geflogen, berichteten die Funke-Zeitungen unter Berufung auf Angaben der Bundestagsverwaltung. 2017 waren es noch 7.426.382 Meilen gewesen. Umgerechnet auf 709 Parlamentarier ist damit jeder Abgeordnete im vergangenen Jahr durchschnittlich 13.000 Meilen geflogen.
Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Britta Haßelmann, forderte ebenfalls einen Ausgleich für Dienstflüge - und attackierte den politischen Gegner. "Union und FDP hatten in der vorletzten Wahlperiode eine CO2-Kompensation für Dienstflüge abgeschafft", sagte Haßelmann den Funke-Zeitungen. "Wir haben uns immer wieder dafür eingesetzt, dass bei Dienstreisen des Bundestages wieder eine CO2-Kompensation vorgenommen wird und werden das auch weiterhin beantragen."
Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Dietmar Bartsch, widerspricht. "Ausgleichszahlungen sind gut und richtig, beheben das Grundproblem jedoch nicht", sagte er den Funke-Zeitungen. "Wir brauchen attraktivere Alternativangebote zum Fliegen, zuverlässige und zügige Bahnverbindungen."
Foto: Konstituierende Sitzung des Bundestages am 24.10.2017, über dts Nachrichtenagentur