Der Chef des Axel-Springer-Verlags, Mathias Döpfner, fordert in Deutschland mehr Mut, seine Meinung offen zu sagen.
Unter Hitler und Stalin haben Menschen ihr Leben riskiert. In Deutschland 2019 riskiert man einen Shitstorm. Und kaum einer traut sich", sagte Döpfner dem "Spiegel".
Jeder könne in Deutschland sagen, was sie oder er denke, so der Axel-Springer-Chef weiter. Seine paradoxe Beobachtung: "Je weniger Mut es kostet, seine Meinung zu sagen, desto weniger Mut ist vorhanden", sagte Döpfner.
Er kritisierte zudem, der öffentliche Diskurs in Deutschland sei "politisch korrekt sediert".
Das helfe der AfD: "Wir erleichtern der AfD ihre widerliche Taktik, indem wir die Räume des öffentlich Sagbaren enger machen", so der Axel-Springer-Chef.
Nach dem antisemitischen Attentat in Halle hatte Döpfner in einem Artikel in der "Welt" kritisiert, dass Medien und Politik beschwichtigen und verharmlosen, etwa wenn es um kriminelle Flüchtlinge gehe. Die AfD-Sympathisantin Erika Steinbach hatte Döpfner daraufhin via Twitter gratuliert. Das müsse man aushalten, so der Axel-Springer-Chef.
Aber "einmal Applaus von der falschen Seite, und man ist raus, die ganze Argumentation diskreditiert", sagte Döpfner. So ginge es nicht. Das sei "Antidebatte". Der Axel-Springer-Chef verteidigte auch die jüngste Kampagne der "Bild"-Zeitung gegen Antisemitismus. Das Blatt hatte darin teils israelkritische Politiker und Journalisten als Förderer des Antisemitismus an den Pranger gestellt.
Der Grünen-Politikerin Claudia Roth warf die Zeitung vor, Antisemitismus zu fördern und zu relativieren, weil sie den iranischen Parlamentspräsidenten getroffen hatte. "Ich verstehe nicht, warum man kritisiert, dass wir das kritisieren", sagte Döpfner dem "Spiegel".
Der Grünen-Politiker Omid Nouripour hatte nach den Berichten angekündigt, nicht mehr mit "Bild" reden zu wollen. "Wer ist da eigentlich intolerant", sagte der Axel-Springer-Chef dazu.
Foto: Axel-Springer-Verlag, über dts Nachrichtenagentur